Kinderklinik feiert das 100-Jährige
Aus dem Säuglingsheim an der Petersstraße ist eines der größten Zentren für Kinder- und Jugendmedizin entstanden.
Krefeld. Die stationäre Kinderheilkunde in Krefeld feiert in diesen Tagen das 100-jährige Bestehen. Ohne herausragende Ärzte, engagierte Kinderkrankenschwestern und ein großes bürgerschaftliches Engagement würde es die Kinderklinik schon lange nicht mehr geben. Das ist dem heutigen Direktor Prof. Dr. Tim Niehues deutlich geworden, als er mit seinen Mitarbeiterinnen Barbara Stüben und Andrea Groth um Beiträge, Erinnerungen und alte Fotos für die Festschrift bat.
100 Seiten umfasst jetzt der Rückblick, der Freitagmittag in Druck gegangen ist. „Bei der Recherche sind über 300 Seiten Material zusammengekommen“, sagt Niehues beeindruckt. Nachzulesen ist somit der Weg vom Säuglingsheim an der Petersstraße 71 bis hin zu einem der größten Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Deutschland.
Das Fundament dafür ist Dr. Isidor Hirschfelder zu verdanken. Träger war der Crefelder Frauenverein. Gemeinsam hatten sie 1914 das Säuglingsheim in den Räumen des umgebauten ehemaligen Handwerkerkrankenhauses eröffnet. Der beliebte und bekannte jüdische Frauen- und Kinderarzt hatte bereits 1908 die ärztliche Beratung für die erste Mütterberatungsstelle des Vereins übernommen.
Während des Ersten Weltkriegs folgten die Erweiterung des Säuglingsheims von 24 auf 75 Betten und 19 Betten für Schwangere und Wöchnerinnen. 1929 bis 1933 folgte der größere Neubau an gleicher Stelle. Die Häuserfront ist heute noch zu finden.
1934 entzogen die Nationalsozialisten Isidor Hirschfelder die Leitung des Heims und seine Approbation. 1939 wurde das Heim enteignet und als „Städtische Entbindungsklinik, Frauen- und Säuglingsklinik“ in die städtischen Krankenanstalten eingliedert. Nach der Zerstörung der Klinik während der Bombenangriffe auf Krefeld und einer provisorischen Unterkunft in dem 1945 beschlagnahmten „Haus Orbig“ am Talring 20 erfolgte 1950 der erste Spatenstich für die neue Kinderklinik auf dem Gelände der Städtischen Krankenanstalten.
Die folgenden Jahrzehnte sind geprägt von verschiedenen Chefärzten. Sie haben bis dahin unbekannte Kinderkrankheiten entdeckt und erstmals beschrieben, die Klinik immer weiter ausgebaut, moderne Medizin wie die erste Intensivstation für Frühgeborene außerhalb einer Universitätsklinik in Krefeld eingeführt und sich dafür eingesetzt, dass der Beruf der Kinderkrankenschwester erhalten bleibt.
Die Namen Prof. Dr. Hans-Rudolf Wiedemann (1952 bis 1961), Prof. Dr. Wilhelm Kosenow (1961 bis 1986), Prof. Dr. Hermann Schulte-Wissermann (bis 2007) sind vielen Krefeldern noch immer ein Begriff. Sein Nachfolger ist Prof. Dr. Tim Niehues. Er sorgte dafür, dass zahlreiche Spezialambulanzen weiter ausgebaut wurden — speziell für Kinder mit Immundefekten.
Weitere Meilensteine sind die Gründung des Mutter-Kind-Zentrums und der Verkauf des Klinikums an Helios. Während andere Häuser aus Kostengründen sich meist rasch von den oftmals defizitären Kinderkliniken trennen, gibt es in Krefeld ein klares Bekenntnis zur Kinderklinik.