Krefelder Zoo Auch vier Wochen nach dem Feuer sind viele Fragen offen

Krefeld · Einen Monat nach der Vernichtung des Affentropenhauses durch ein Feuer sind noch nicht alle Fragen geklärt. Wir geben einen Überblick zum Stand der Dinge.

Zoodirektor Wolfgang Dreßen während der Veranstaltung vor dem Rathaus.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Der schlimmste Tag in der Geschichte des Krefelder Zoos liegt einen Monat zurück: In der Neujahrsnacht um kurz nach Mitternacht brach ein Feuer aus, das das Affentropenhaus vernichtet hat. Bis heute zünden Freunde des Zoos zum Gedenken an die mehr als 50 Tiere, die durch den Brand ihr Leben verloren haben, Grablichter vor dem Eingang an. Viele Fragen zu dem Feuer sind auch mehr als vier Wochen später noch nicht beantwortet. Wir geben einen Überblick über die Punkte, zu denen man mittlerweile etwas sagen kann, und über die, zu denen erst später Antworten gegeben werden können.

Konnte die Brandursache mittlerweile zweifelsfrei geklärt werden? Schon kurz nach dem Brand wurde bekannt, dass vermutlich eine mit Wünschen versehene Himmelslaterne, die eine Mutter mit ihren beiden erwachsenen Töchtern kurz nach Mitternacht steigen ließ, das Feuer verursacht hat. „Diese Arbeitshypothese wird durch die bisherigen Ergebnisse der Ermittlungen nicht in Frage gestellt“, erklärte Oberstaatsanwalt Axel Stahl am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. Es seien aber immer noch nicht alle Fragen geklärt, die Ermittlungen dauerten deshalb an – vermutlich noch mehrere Wochen. Auch bau- und planungsrechtliche Dinge müssen dabei geklärt werden. Von Anfang war unklar, wie das 2008 nach einem Hagelschaden installierte Acrylglas-Dach des Affenhauses Feuer fangen und wie die Flammen sich dann so schnell ausbreiten konnten. Klar ist aber, dass das Haus weder über eine Brandmelde- noch über eine Sprinkleranlage verfügte. Dies war beim Bau Mitte der 1970er-Jahre noch nicht üblich. Experten erklärten, dass eine Brandmeldeanlage kaum etwas verändert hätte, da sich das Feuer rasend schnell ausgebreitet hatte. Das Tropenhaus wurde regelmäßig Brandschutzprüfungen unterzogen.

Mit welchen Folgen müssen die Frauen rechnen, die das Feuer verursacht haben sollen? Gegen sie läuft ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung. Diese kann mit bis zu fünf Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet werden. Die Frauen hatten sich selbst bei der Polizei gemeldet und angegeben, nicht gewusst zu haben, dass die Verwendung von Himmelslaternen in Deutschland verboten ist.

Wird es ein neues Affentropenhaus geben? Ja, der Aufsichtsrat der Zoo Krefeld gGmbH hat dazu grünes Licht gegeben. Deshalb können jetzt entsprechende Planungen eingeleitet werden. Bis diese umgesetzt sind, werden aber noch Jahre vergehen. Das Projekt trägt den Arbeitstitel „Neubau Artenschutzzentrum Affenpark“. Oberbürgermeister Frank Meyer hat mehrfach erklärt, nach dessen Umsetzung werde die Affenhaltung im Krefelder Zoo „schöner, moderner und artgerechter als jemals zuvor“ sein.

Wie kann der Neubau eines Affenparks finanziert werden? Den Grundstock dazu sollen die bisher eingegangenen Spenden bilden. Wie der Vorsitzende der Zoofreunde, Friedrich Berlemann, vor einer Woche bei einer Versammlung vor dem Rathaus erklärt hat, sei seit dem Jahresanfang insgesamt eine Summe in Höhe von 1,43 Millionen Euro eingegangen. Zu der Veranstaltung auf dem Von-der-Leyen-Platz unter dem Motto „Unser Zoo – unsere Verantwortung“ hatten sich weit mehr als 500 Menschen eingefunden. Schon vor dem Brand hatten die Zoofreunde zwei Millionen Euro gespart, um den bis zu dem Zeitpunkt geplanten Schimpansen-Wald verwirklichen zu können. Dieser sollte eigentlich an das alte Affentropenhaus angebaut werden. Die Baugenehmigung dafür lag seit Ende des vergangenen Jahres vor, Mitte dieses Jahres sollte Baubeginn sein. Auch eine Außenanlage für die Orang-Utans befand sich schon in der Vorplanung.

Wie geht es den beiden Schimpansen, die das Feuer überlebt haben? Das Männchen Limbo und das Weibchen Bally hatten nur leichte Verletzungen davon getragen. Mittlerweile schreitet die Wundheilung voran – und auch seelisch scheinen sich die Tiere stabilisiert zu haben: Limbo zeigte zuletzt wieder Imponierverhalten. Für die Zoo-Experten ein deutliches Zeichen, dass er sich stabilisiert hat. Derzeit sind die beiden Schimpansen in den Innenanlagen des Gorilla-Gartens untergebracht, der vom Brand nicht betroffen war. Der Zoo hat bereits Kontakt zum Zuchtprogramm für westafrikanische Schimpansen aufgenommen. Auf lange Sicht sollen Bally und Limbo in einen anderen Zoo umziehen und dort idealerweise mit anderen Schimpansen vergesellschaftet werden. Das sei für die hochsozialen Tiere von großer Bedeutung.

Welche Tiere waren ums Leben gekommen? Mehr als 50 Tiere starben, darunter der 49 Jahre alte Gorilla-Silberrücken Massa, Artgenossin Boma sowie Schimpansen-Männchen Charly. Weiterhin starben alle fünf Orang-Utans (Lea, Sungai, Changi, Suria und Bunjo) sowie Flughunde, Silberäffchen und Vögel. Massa hatte schwere Verbrennungen erlitten und war am Morgen nach dem Brand von einem Polizisten erschossen worden, um ihn von seinen Qualen zu erlösen. Zwei Orang-Utan-Weibchen wurden eingeschläfert. Beides war zunächst verschwiegen worden und erst zwei Wochen später durch einen Bericht des NRW-Innenministeriums an den Landtag bekannt geworden. Zur Begründung hieß es, dies sei zum emotionalen Schutz der beteiligten Personen wie Tierärztin, Tierpfleger und Polizei erfolgt.

Wie geht der Zoo selbst mit der Katastrophe heute um? Schon am Freitag nach dem Feuer war der Zoo wieder geöffnet worden. Vier Wochen später hat er jetzt auf seiner Facebook-Seite Fotos von Tieren in Kuschelstimmung veröffentlicht. Er schreibt dazu: „Wir alle wissen, wie gut eine Umarmung in einer schweren Zeit tut. Vielleicht nehmen wir uns ein Beispiel an unseren Tieren.“