Politik Der Autor des Puppentheaters hört auf
Der Grüne Günter Föller hatte die Idee und schrieb über zehn Jahre die Texte für die Satire über den Krefelder Politikbetrieb.
Als der Journalist von der Zeitung anruft, befindet sich Günter Föller gerade in seinem Garten in Hüls. Der Pensionär verbringt gerne Zeit in der Natur. Sie ist ihm ans Herz gewachsen, nicht nur bei seinen Reisen quer um den Globus. Mit seiner Frau Katrin fuhr er im Winter gerne in die Tropen, er sammelte Eindrücke aus fernen Ländern und Kulturen, er sah Armut und machte Beobachtungen zu Strukturen in verschiedenen Lebensverhältnissen. Noch vor wenigen Tagen, am Aschermittwoch, ließ der 73-Jährige die Handfiguren sprechen im politischen Puppentheater der Grünen. Zum zehnten und wohl letzten Mal hatte Föller dafür die Texte und Vorlagen geschrieben.
Nun aber hat sich der Senior von der Aufgabe verabschiedet. „Es war über zehn Jahre eine sehr intensive Arbeit. Ich möchte nun einfach ein bisschen freier sein im Januar und Februar“, sagt der Mann, der bei dieser satirischen Betrachtung der Krefelder Politik auch immer den Finger in die Wunde legte, Späße machte und damit einen Gegenpol bildete zu den Aschermittwochsreden der politischen Konkurrenten.
Vor zwölf Jahren kam ihm zusammen mit seiner Frau die Idee eines satirischen Programms zu Aschermittwoch. Das traditionelle Grünkohl-Essen der Grünen dümpelte vor sich hin. Föller kam auf das Puppentheater – wohl nicht ganz zufällig. Der Hülser arbeitete viele Jahre als Lehrer und 14 Jahre als Schulleiter an der Paul-Gerhardt-Schule in Uerdingen. Schon damals stellte er mit den Kindern ein Schultheater auf die Beine, beispielweise ein Stück über die Bremer Stadtmusikanten. Die Idee verfing. Nur setzte er 2011 für das Bühnenprogramm der Grünen auf Puppen statt auf Menschen, was aber wahrscheinlich auch den besonderen Unterschied ausmachte. Es setzte sich von den bisher dagewesenen Formen der politischen Auseinandersetzung ab.
Verballhornungen der Krefelder Politköpfe, aber auch immer wieder die Themen, die Günter Föller als Mitglied in Planungsausschuss und Hülser Bezirksvertretung als Fachmann begleitet hat: Stadtgestaltung, unfertige Projekte, das Aufschieben von Vorhaben brannte ihm unter den Nägeln. Los ging es in der Anfangszeit mit Kasperl und dem Haushaltsloch. „Nicht zu ernst, nicht zu realistisch sollte es sein, aber auch gerne mal derbe und etwas überzogen“, sagt er. Manche Puppen waren von Anfang an dabei und gehörten zum Standardrepertoire des Theaters: Die rote Socke (Die Linke), Herr Privatvorstaat (Joachim Heitmann, FDP) oder Bello Butz (Hans Butzen, SPD). Oberbürgermeister Frank Meyer ist hier einfach der „Obermeier“.
Die Ideen für die jeweiligen Vorstellungen waren in den Wochen und Monaten zuvor immer im großen Kreis gereift. Parteikollegen der Grünen, seine Frau Katrin, saßen zusammen. Dann verfasste Günter Föller einen Text bis Ende November, stimmte diesen noch einmal mit seinen Parteifreunden ab, nahm noch kleine Änderungen vor.
Das Team auf der Bühne war über die vielen Jahre eingespielt. Manuela Hirsch und Ingrid Krusat-Dahmen betätigten sich als Puppenbauerinnen. Zusammen mit Birgit Treppinger und Natascha Steiger spielten sie auch die Handfiguren. Die Stimmen verliehen ihnen aber andere: Neben Autor Günter Föller auch Silke Maassen, Jutta Plass, Hubertus Hirsch, Karsten Ludwig und Bernd Niedernhöfer. Die musikalische Begleitung lieferte Maria Arians. Den Kasper spielte Annedore Koch. Föllers Frau Katrin baute die Kulisse. Anfangs hatte man sich wegen der Spielart der Puppen noch Rat im Blauen Haus in Hüls geholt. Profis wiesen die Spieler und Sprecher des Polit-Theaters der Grünen in die richtige Handhabung ein.
Wie es jetzt weitergeht ohne Günter Föller? „Der Wunsch ist in der Partei da, zu Aschermittwoch eine attraktive Sache zu haben. Was es ist, ist aber offen. Es kann sich auch etwas ganz Neues entwickeln“, sagt Föller.