Jazzklub Krefeld Romantische Klangbilder und packende Surfmusik
Krefeld · Der Jazzklub Krefeld feierte seinen 40. Geburtstag noch einmal mit einem Jubiläumskonzert auf Burg Linn. Die Krefelder Kulturbeauftragte Gabriele König wünschte dem Verein im Auftrag der Stadt „weiterhin einen langen Atem“.
Das eigentliche Geburtstagsfest wurde schon im Februar in der „Geburtshöhle“ des Jazzklubs Krefeld begangen, also im Jazzkeller. 40 Jahre alt geworden ist der rührige Verein, und er wollte es sich nicht nehmen lassen, das Jubeljahr mit einem „Jubiläums-Doppelkonzert“ im Rittersaal der Burg Linn zu beenden. Gabriele König, die Krefelder Kulturbeauftragte, überbrachte die Grüße der Stadt und wünschte dem Verein „weiterhin einen langen Atem“. Dem kann man sich nur anschließen.
Das wurde ein sehr langes Konzert mit zwei Bands, die sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen und beide neue Platten herausgebracht haben, deren Stücke sie den knapp 120 Besuchern im Rittersaal vorstellten.
Nicht in jedem Stück
wird improvisiert
Es begann das Trio um den Keyboarder Clemens Gutjahr, der seit einiger Zeit Wahl-Krefelder ist. Zusammen mit Jan Mikio Kappes am Kontrabass und dem Italiener Jonathan Delazer am Schlagzeug hat Gutjahr nach „Entkalker“ jetzt mit „Monster“ ein zweites Album herausgebracht.
Der Titel „Monster“ sei Programm, wie Gutjahr erklärte, die Stücke erzählten die Geschichte verschiedener Monster. Ob es sich da wie in „Stadtwurm“ eigentlich um eine Straßenbahn handelt, die sich durch die Nacht schlängelt, oder um ein geträumtes Teufelchen bei dem Stück „Traumteufelchen“ – Gutjahr versucht in seinen Kompositionen offenbar, akustische Bilder zu entwerfen, und damit ist er von der Idee der romantischen Tondichtung nicht weit entfernt. Das Stichwort Romantik hilft jedenfalls beim Verständnis seiner Musik. Im Modern Jazz übliche Songformen findet man kaum, die Themen bauen sich oft collageartig auf. Vieles ist durcharrangiert, nicht in jedem Stück wird improvisiert.
Samples, Loops, elektronische Sounds vom Keyboard und selbst Klangverfremdungen des Flügels nutzt Gutjahr zusätzlich zum unverfälschten Klavier, um seine Stücke zu „malen“, wobei man ihm zugestehen muss, dass er es versteht, Assoziationen zu den thematischen Vorgaben zu wecken. Stilistisch ergibt sich ein Mix aus Neoromantik, Fusion und ein wenig Latin.
Was der Band in der Burg ein wenig fehlte, war jedoch ein zupackenderes und auch spontaneres Interagieren. Zu sehr schien man mit dem Erfüllen der Konzepte der jeweiligen Stücke beschäftigt. Manch verträumte Passage drohte da zu verplätschern, manches Klangbild kam über das Nutzen der jeweiligen Effekte nicht hinaus.
Typische Sounds der Zeit mit
E-Gitarre und Keyboard erzeugt
Auch das Quartett Expressway Sketches um den E-Gitarristen Tobias Hoffmann hat sich einem Konzept verschrieben. Hoffmann, Benjamin Schaefer am Keyboard, Lukas Kranzelbinder am E-Bass und May Andrzejewski am Schlagzeug sind Fans der instrumentalen Surf-Musik der späten 1950er und frühen 1960er Jahre. Mit „Surfin The Day – Lovin‘ The Night“ hat die Band gerade ihre zweite Platte herausgebracht.
Country, Rockabilly, ein wenig Krautrock und ein wenig Latin spielen auch noch eine Rolle, aber stilistisch zentral ist schon die Surfmusik und damit zwangsläufig auch die E-Gitarre von Hoffmann. Mit einer Fender Jaguar spielt er ein historisch passendes Instrument. Schaefer entlockt seinem Keyboard die typischen Orgel- und E-Piano-Sounds der Zeit, Kranzelbinder am E-Bass und Andrzejewski am Schlagzeug begleiten kompromisslos trocken und groovy.
Das Jazz-Element kommt vor allem über die langen Improvisationen Hoffmanns ins Spiel. Der Wahl-Kölner erzeugte einerseits das passende Klangbild – viel Hall, viele gezogene Töne, weicher Gesamtsound, viel Vibrato mittels des „Jammerbügels“ an seiner Fender-Gitarre –, andererseits aber sprengte er mit dem improvisatorischen Geschick des versierten Jazzmusikers immer wieder die Grenzen des Genres.
Nach dem etwas gekünstelten Jazz des Gutjahr-Trios, konnten Hoffmann und seine Kollegen nicht zuletzt mit deutlich mehr Biss und Drive punkten. Dem Publikum schienen die Bands mit ihren jeweiligen Eigenarten gleichermaßen zu gefallen.