Kirchen-Austritte Mehr als 650 Katholiken in einem Jahr ausgetreten

Krefeld · Das Bistum erklärt die Entwicklung mit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie. Insgesamt sank die Zahl in Krefeld auf weniger als 90 000.

 Im September wurde die Studie zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche veröffentlicht. Danach stiegen die Austritte stark an.

Im September wurde die Studie zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche veröffentlicht. Danach stiegen die Austritte stark an.

Foto: epd/Jens Schulze

Die Zahl der Krefelder, die noch Mitglieder der katholischen Kirche sind, ist im vergangenen Jahr weiter gesunken. Sie liegt nach einer neuen Statistik des Bistums Aachen, zu dem Krefeld gehört, bei insgesamt 89 930 Menschen. Vor einem Jahr waren es noch 91 788 Gläubige gewesen. Damit hat das Bistum in Krefeld 1858 Christen verloren und damit einen Tiefstand erreicht. Neben dem Wegzug, Todesfällen und dem allgemeinen demographischen Wandel, also dem Rückgang der Bevölkerung, ist zu einem großen Teil der Austritt von Katholiken aus der Kirche für diese Entwicklung verantwortlich. 658 Menschen entschieden sich zu diesem Schritt. Das waren wieder einmal mehr Männer und Frauen als in den Vorjahren. 2017 hatten sich 523 Krefelder dazu entschieden.

Negativ-Sprung vom
September zum Oktober

Die Zahlen für die Stadt entsprechen damit dem generellen Trend. Während in Krefeld damit rechnerisch noch 40 Prozent der Einwohner katholisch sind, sind es bistumsweit rund 50 Prozent. Insgesamt sind es im Bistum noch 1,021 Millionen Katholiken (2017: 1,037 Millionen).

An der Spitze des Bistums erklärt man sich die weitere Negativkurve insbesondere mit der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz im vergangenen September. Danach sei die Zahl der Austritte „deutlich angestiegen“ heißt es aus Aachen. Im Bistum waren es im ganzen Jahr 7086 Austritte (2017: 5580). Zwischen September und Oktober gab es einen deutlichen Sprung. Im September waren bistumsweit 624 Menschen ausgetreten, einen Monat später 885.

Generalvikar spricht von Verständnis für die Ausgetretenen

„Ich kann verstehen, dass Menschen angesichts des Leids, das wir nicht einmal im Ansatz ermessen können, das Vertrauen in die Kirche verloren haben“, sagt Andreas Frick, Generalvikar des Bistums Aachen zur Statistik. „Wir müssen alles dafür tun, weiteres Leid zu verhindern. Das Bistum steht für eine konsequente Haltung der Null-Toleranz, für rückhaltlose Aufklärung, einge Zusammenarbeit mit den Staatsanwaltschaften und Transparenz.“

Ein weiteres Problem sieht der Generalvikar darin, dass „wir viele Menschen nicht mehr erreichen“. Das sei eindeutig, bezieht er sich auf den Rückgang der Gottesdienstbesucher. Bistumsweit ging er um acht Prozent zurück. In Krefeld waren es sogar noch einmal 14,5 Prozent weniger Menschen, die sich im Vergleich zum Vorjahr von diesem Format der religiösen Begegnung angesprochen fühlen (insgesamt sind es sogar nur knapp 6000 der 89 930 Krefelder Katholiken).

Bei der Deutschen Bischofskonferenz nannte deren Sekretär, Pater Hans Lagendorfer, die deutschlandweite Entwicklung „besorgniserregend“. An den Zahlen sei nichts zu beschönigen. Man bedauere es, wenn Menschen die katholische Kirche durch einen Austritt verließen. Langendorfer: „Wir verstehen, wenn durch Entfremdungsprozesse oder einen großen Vertrauensverlust Misstrauen entstanden ist und Glaubwürdigkeit verspielt wurde. In den Bistümern steht die große Frage obenan, wie wir Menschen eine Lebenshoffnung und Perspektive aus dem Glauben vermitteln und ihnen eine Beheimatung in der Kirche geben können – auch jenen, die ausgetreten sind und vielleicht doch wieder das Gespräch suchen wollen.“

In den vergangenen Jahren waren das im Bistum Aachen allerdings lediglich 260 Männer und Frauen in 2018 beziehungsweise 307 in 2017. Und in der Stadt Krefeld lagen die Wiederaufnahmen 2018 bei 36 Fällen (2017: 52).