Krefeld sucht Abfall-Partner
Die Preise stehen unter Druck. Das könnte sich auf Gebühren auswirken.
Krefeld. In Nordrhein-Westfalen droht ein Kampf um den Abfall. Zahlreiche Verträge der Müllverbrennungsanlagen mit den Kommunen laufen aus. Und da Überkapazitäten den Markt prägen, stehen die Preise mächtig unter Druck.
Beispiel Krefeld: Noch wird der Hausmüll in der Anlage an der Parkstraße gewinnbringend für rund 170 Euro je Tonne verbrannt. Diesen Preis wollen die Kunden aber nicht mehr bezahlen. Der Kreis Viersen und die Stadt Mönchengladbach haben mitgeteilt, die bis Ende 2014 laufenden Verträge zu kündigen.
Sollte es dazu kommen, hätte Krefeld ein großes Problem. Denn der Kreis Viersen (75 000 Tonnen) und Mönchengladbach (63 000 Tonnen) tragen erheblich zu jenen 330 000 Tonnen Hausmüll bei, die derzeit jährlich in Krefeld verbrannt werden.
„Noch liegen uns keine Kündigungen vor. Aber wir werden das Gespräch mit unseren Partnern suchen“, zeigt sich Kerstin Abraham gelassen. Sie ist im Vorstand der Stadtwerke Krefeld (SWK) für Abfall und damit auch für die Müllverbrennung zuständig. „Bei neuen Verträgen liegt unser Preis sicher deutlich unter 170 Euro je Tonne“, unterstreicht Abraham ihre Bereitschaft zu Verhandlungen.
Spottpreise von 60 bis 80 Euro je Tonne sind aus ihrer Sicht aber keine Basis. Solche Beträge seien nur bei kleinen Mengen und kurzen Laufzeiten möglich. „Das ist aber zu wenig, um eine Müllverbrennungsanlage auf Dauer wirtschaftlich zu betreiben“, so Abraham. Ihr Ziel: Kostendeckende Preise auf der Basis von Verträgen mit zehn Jahren Laufzeit.
Dass Krefeld sich deutschland- oder gar europaweit um Abfall bemüht, schließt Abraham aus. „Wir wollen keinen Mülltourismus und konzentrieren uns auf die Region. Und ich bin zuversichtlich, dass wir hier genügend Partner finden, um unsere Anlage auszulasten.“
Ob die Managerin dabei Hilfe von der rot-grünen Landesregierung aus Düsseldorf bekommt, ist zurzeit fraglich. „Wir arbeiten an einem neuen Abfallwirtschaftsplan“, bestätigt Wilhelm Deitermann, Sprecher des Umweltministeriums. „Ob darin eine Verpflichtung enthalten sein wird, Hausmüll in der Region zu verbrennen, ist aber offen.“ Derzeit haben die Kommunen auf der Grundlage eines Gesetzes der früheren schwarz-gelben Regierung freie Hand. Wer keine eigene Müllverbrennungsanlage hat, entsorgt seinen Abfall dort, wo es besonders günstig ist. Angebot und Nachfrage regeln den Preis.
Für Krefeld könnte das fatale Folgen haben. Gelingt es Kerstin Abraham nicht, die Anlage an der Parkstraße auszulasten, steigen die Müllgebühren, weil die fixen Kosten unverändert hoch bleiben. Aktuell kostet die gängige 120-Liter-Tonne bei wöchentlicher Abholung 425,50 Euro im Jahr. Damit liegt Krefeld beim NRW-Vergleich schon jetzt im oberen Drittel.