Landwirtschaft Trockenheit: Das Thema Futter macht den Landwirten Sorgen

Krefeld · Von einem Katastrophenjahr will der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen nicht sprechen.

Der Mais, hier ein Feld in Bockum, wird zum Teil als Futterpflanze verwendet.

Foto: Andreas Bischof/Andreas Bischof, +49-(0)171-2850

Landwirte sagen, derzeit „schiebt der Mais die Rispe“, auch Fahne genannt. Das ist für die Pflanze ein enorm wichtiger Prozess, ist doch von ihm die spätere Entwicklung des Kolbens abhängig. Und für das Rispe-Schieben braucht der Mais „unbedingt genügend Wasser“, wie der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen, Paul-Christian Küskens, erklärt. Im Gespräch mit der WZ zieht er eine landwirtschaftliche Bilanz zum Frühjahr und ausgehenden Sommer 2019.

Zunächst die aktuelle Situation beim Mais: Sehr viele seiner Kollegen (der Niederkrüchtener baut auch selbst Mais an) versuchten, die Felder zu beregnen. Die Unterschiede zwischen Flächen mit künstlicher Bewässerung und ohne seien deutlich zu erkennen. „Wo eine Beregnung möglich ist, erreicht der Mais bis zu 3,50 Meter. Bei unberegneten Flächen schafft er vielleicht die Hälfte.“ In der Region Krefeld geht es vor allem um Mais für die Fütterung und für Biogasanlagen.

Gerade das Thema Futter sehen die hiesigen Landwirte mit Sorgen. So ist beim Gras „kein Wachstum mehr erkennbar“, sagt Küskens. Grund ist, wie sich auch der Laie denken kann, ebenfalls die andauernde Trockenheit. „Und wir kommen ja schon aus einem Extremjahr.“ Will sagen: Die Futtervorräte fürs Vieh sind weitgehend aufgebraucht. „Die Sorge ist, dass wir auch in diesem Jahr wieder einen schlechten Ertrag haben werden“, berichtet Küskens.

Ganz okay bis sehr gut läuft
es bei Gerste und Weizen

Von einem landwirtschaftlichen Katastrophenjahr will der Vorsitzende der Kreisbauernschaft aber nicht sprechen. Dafür sei unter anderem die Getreideernte viel zu gut gelaufen. Im Fall der Gerste vergibt er sogar die Note „sehr gut“. Auch beim Weizen sei es noch okay gewesen.

Bleiben die jetzt noch auf dem Feld stehenden Sommerkulturen. Neben dem Mais sind das vor allem Zuckerrüben und Kartoffeln. Der mangelnde Niederschlag macht natürlich auch ihnen zu schaffen. Dazu muss man wissen, dass Kartoffeln eigentlich in jedem Jahr (also auch ohne Rekordsommer) beregnet werden. „Ansonsten bekämen die Landwirte die von der Industrie geforderte Pommes-Qualität nicht hin“, sagt Küskens. Nun muss eben mehr Nässe aus dem Schlauch her.

Rüben hingegen werden „eigentlich nicht“ beregnet. „Da sieht man deutlich die Trockenschäden.“ Die Rüben legen sich schlafen, so der Fachjargon – die Blätter liegen schlaff auf dem Acker. Auch sie bräuchten ordentlich Regen.

Doch nicht etwa in Form von einzelnen schweren Güssen. Denn dann läuft das meiste Wasser an der trockenen Oberfläche ab. „Ich hätte gerne einen tagelangen, ruhigen Landregen“, wünscht sich Paul-Christian Küskens. So könne die Feuchtigkeit die tieferen Schichten erreichen.

Das Fazit des Kreislandwirts: Beregnen kostet, doch in vielen Fällen gibt es für die Bauern keine Alternative. Zudem dürfe man auch nicht den Nitrat-Aspekt vergessen. Der Hintergrund: Bei der Vorbereitung ihrer Flächen mittels Dünger kalkulieren die Landwirte normales Wetter ein. Wird es nun ein sehr trockenes Jahr, können die Pflanzen mit dem wenigen Regen auch nur mäßig wachsen – und holen sich entsprechend wenig Nitrat aus dem Boden. „Wird dagegen künstlich bewässert, erreichen sie einen normalen Wuchs. Der Dünger wird verbraucht.“