Krefelder Bombennacht: War es das mit der Erinnerung?

Krefelder Bombennacht — Gedenktage und ihre Nachhaltigkeit.

Krefeld erinnert sich in diesen Tagen an die Zeit vor 70 Jahren: an den Zweiten Weltkrieg, an den nationalsozialistischen Terror und an die Opfer. Im Mittelpunkt steht dabei die Bombennacht des 21./22. Juni 1943, als 700 Flugzeuge der britischen Royal Air Force ihre tödliche Fracht über Krefeld abwarfen und 1000 Menschen starben.

Dokumente und Zeitzeugen helfen bei dieser Erinnerung an den schrecklichen Jahrestag. Dabei ist es genau genommen für viele der nach 1945 Geborenen weniger eine Erinnerung als viel mehr ein Kennenlernen von Zerstörung und menschlichem Leiden in einem Krieg und einer Diktatur.

Es ist auch eine Auseinandersetzung mit einem Kapitel deutscher und Krefelder Geschichte — besonders für die jüngere Generation. Und es sollte eine Mahnung sein, dass sich Krieg und Terror nicht wiederholen dürfen.

Doch was geschieht danach? Nach den thematischen Vorträgen und Stadtrundgängen? Nach den Ausstellungen zur Bombennacht? Nach der Gedenkveranstaltung der Stadt Krefeld zur Erinnerung an die Opfer von Terror und Krieg vor der St. Anna-Kirche am Inrath?

Die Reden sind gehalten worden, die Fotos und Dokumente werden abgehängt, kehren zurück in die öffentlichen und privaten Archive und warten auf das nächste runde Datum eines Gedenktages in fünf oder zehn Jahren — im Gegensatz zu den betagten Zeitzeugen. War es das mit der Erinnerung? Wie steht es um die Nachhaltigkeit von Gedenktagen?

Krefeld hat mit der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer eine Institution, die an Diktatur und Krieg, aber auch den Widerstand erinnert. Aber reichen das Angebot und die Arbeit der Villa Merländer aus, wenn Bilder von Zerstörung und Krieg heute im Fernseher gezeigt oder am PC simuliert werden und somit zum Alltag gehören?

Der Villa Merländer muss die Möglichkeit gegeben werden, noch intensiver an die Vergangenheit erinnern und für die Zukunft mahnen zu können. Dafür ist aber kein neues Mahnmal nötig. Ein erster Schritt kann ein Internetangebot sein, das alle Dokumente, alle Fotos und Interviews mit Zeitzeugen rund um den Krieg und Nationalsozialismus bereithält. Rund um die Uhr und kostenlos.