Künstler Künstler-Ehepaar ist während der Pandemie besonders kreativ
Krefeld · Das Künstler-Ehepaar Renate Olbrich und Otte Mark können jeder auf jahrzehntelanges künstlerisches Schaffen mit insgesamt rund 5500 Werken blicken.
Sie ist die Macherin. Er der eher Introvertierte. Sie eint die Liebe und die gegenseitige Wertschätzung ihrer Arbeit. Das Künstler-Ehepaar Renate Olbrich und Otte Mark können jeder auf jahrzehntelanges künstlerisches Schaffen mit insgesamt rund 5500 Werken blicken. Seine Kunst-Passion pflegt das Paar auch in der Corona-Zeit. Da ist es jedoch unterschiedlich in der Herangehensweise.
Die Künstler wohnen gemeinsam in der Nähe des Kaiser-Wilhelm-Museums, arbeiten jedoch getrennt; sie zuhause, mit Kunst an jeder Wand. Er wirkt nur eine Ecke weiter, in einem Atelier, in dem sich die Arbeiten stapeln. Kennen gelernt haben sie sich – wie könnte es anders sein – auf einer Kunstmesse in Basel. Der schwäbische Lehrer kam dann der Liebe wegen zur erfolgreichen Krefelder Fotografin und widmete sich ab sofort der Kunst, die ihn bis heute nicht mehr losließ. Ihr geht es genauso.
Olbrich (78) – mittlerweile mehr Malerin als Fotografin – hat im Verlauf der Pandemie fünf große Arbeiten fertiggestellt. Jedes Werk misst 1,60 mal 1,60 Meter. „Ich habe mich auf die Weltsituation konzentriert und sie verarbeitet“, berichtet sie. „Es ist alles in der Schwebe. Es ist nichts geklärt, ob wir eingehen oder die ganze Welt.“ Deshalb befindet sich der Planet Erde auf dem ersten der fünf Bilder im Absturz, unten rechts in der Ecke. Zwar sitzt der Schwarze Panther auf dem Sprung, aber die Friedenstaube schwebt überlebensgroß und noch sehr beruhigend auf dem Gemälde.
Es entsteht eine sehr farbige Welt in Olbrichs Bildern
„Ich fange stets an und lasse es laufen. Die Malerei entwickelt sich.“ So beschreibt sie ihre Herangehensweise an die Bilder. Auf den weiteren Werken ist stets das gestreckte Krafttier Hase als Symbol für Wohlstand, Überfluss und Fruchtbarkeit dargestellt, aber auch die Gazelle auf der Flucht. Eine Frauengestalt, die leichte Ähnlichkeit mit der Künstlerin aufweist, ist ihrer Meinung nach „an die Seite gesetzt“. Sie hat langes Haar und ein asymmetrisches Gesicht. „Ich treibe keine Schönmalerei.“
In Renate Olbrichs sehr farbiger Welt werden die Bilder scheinbar in ihre Einzelteile zerlegt, neu komponiert, verfremdet und aufgelöst, um dann zu einem neuen Ganzen zusammengeführt zu werden. Aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst, gehen die Objekte neue Bedeutungs-Zusammenhänge ein, überlagern sich vielschichtig, Fragmenten der Erinnerung und Gedankensprüngen gleichend.
Otte Mark (80) hat während der Pandemie Gewölbtes in immer gleiche Latten-Rahmen gesetzt. „Ich bleibe sowieso stets in meinem Atelier“, sagt er, also auch jetzt. „Ich schiebe neuerdings bereits vorhandene Profilskizzen gewölbt in bogenförmig geschlitzte, an die Wand gelehnte, farbfleckige Holzgestelle. Anlehnen wirft Licht und Schatten, macht jenes Zwischenreich bewusst, wo Fläche und Raum ineinander übergehen. In den Gestellen bleiben die Blätter wegen der Reibung zunächst in den Schlitzen stecken, könnten aber jederzeit abrutschen. Sie werden eher locker als festgehalten.“
Mark: „Nach einigen Überlegungen, wie fallende Blätter zu verhindern seien, ohne sie, wie schon Jahrhunderte lang üblich, dekorativ und stabil zu rahmen, erkannte ich, dass aufsehenerregende Bildverluste innovative Bildfindungen fordern.“ In einer Bodeninstallation, bei der die gewölbten Blätter in eine große Platte gesteckt werden, besteht die Gefahr des Herausrutschens nicht.
Marks neue Arbeiten sind nicht wegen Corona entstanden. „Das Zerstörte hat mit der Weltsituation zu tun.“ Die Profile erscheinen auf den großen weißen Blättern wirklich wie zerstört. Oder sind Sie dabei, sich zu finden? Mark: „Das Widersprüchliche ist in meinen Arbeiten immer dabei.“ Durch das Wölben sind die sehr farbigen Profile zusätzlich kaum noch erkennbar.
Mark blickt auf 50 Arbeitsphasen und etwa 4000 Werke – Malerei, Collage, Plastik, Installation – zurück. Stets ist die nächste Arbeit eine Verstärkung oder eine Kehrtwende zur vorher geschaffenen. „Sie hängen alle zusammen.“