Mediotheksleiterin Evelyn Buchholtz (66) hört auf. Ein Rückblick auf eine erfüllende Dienstzeit Schon mit Jim Knopf nahm die Karriere Fahrt auf

Krefeld · Mediotheksleiterin Evelyn Buchholtz (66) hört auf. Ein Rückblick auf eine erfüllende Dienstzeit

Mediotheksleiterin Evelyn Buchholtz geht in den Ruhestand. An der Gestaltung des Hauses war sie beteiligt.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Im Büro von Evelyn Buchholtz steht ein beleuchtetes Modell der Mediothek auf dem Besuchertisch. Das hat sie am Vortag bei der Teambesprechung von ihren Kollegen geschenkt bekommen. „Damit sie ihr im Gedächtnis bleibt“, sagten sie. Für die Leiterin der schönen städtischen Einrichtung auf dem Theaterplatz hat die Abschiedstour begonnen. Am Monatsende ist für die 66-Jährige Schluss. „Es war super, wunderbar ins neue Haus ziehen zu können“, resümiert sie gleich zu Gesprächs-Beginn.

Dass sie mit 66 Jahren aufhört, findet Buchholtz sehr passend. „Es ist nicht so, dass ich vorher nicht gelebt hätte, aber nun startet meine selbstbestimmte Zeit“, sagt sie. Mit ihrem Nachnamen könnte die berufliche Laufbahn in Sachen „Buch“ eigentlich von Geburt an klar gewesen sein – war sie aber nicht.

„Die Initialzündung kam bei meiner Erstkommunion, als ich das Buch Jim Knopf bekam. Das war die Einstiegsdroge“, erzählt sie und lacht. „Ich war ein Puppenkisten-Fan, habe angefangen zu lesen und nicht mehr damit aufgehört – querbeet bis heute.“ Aktuell liest sie „Views“, den ersten Krimi von Marc-Uwe Kling, der durch die Känguru-Chroniken bekannt geworden ist.

Von einer Freundin wurde sie „geschubst“, als die Stelle der stellvertretenden Bibliotheks-Leiterin in Krefeld ausgeschrieben war, berichtet sie weiter. „Da saß ich dann im Zimmer von Oberbürgermeister Dieter Pützhofen und es hat geklappt. Mit Helmut Schroers als Leiter ging es dann Richtung neuer Mediothek.“

Buchholtz ist noch heute begeistert. Sie hat eine Zuneigung zum Monat April bekommen. „Es war ein Highlight – nach dem alten Haus – an Bord einer neuen schönen Bibliothek zu sein. Wir konnten an allen Bausitzungen teilnehmen und bibliotheks-praktikable Pläne unterbreiten.“

Am Tag der offenen Tür wurde
die Mediothek überrannt

Die Entscheidung zum Bau sei im April gefallen. „Am 1. April 2008 war die Eröffnung und dann, eine Woche später, am Tag der offenen Tür, haben die Leute unser Haus geradezu geflutet. Die Fußspuren an der Rampe waren gut ersichtlich, so als sei das Haus schon länger in Betrieb gewesen. Gleichzeitig haben wir auf Automatisierung von Ausleihe und Rückgabe umgestellt, was Erklärungen an den entsprechenden Stellen erforderte. Nach sieben Tagen konnten wir alle nicht mehr sprechen.“

Schroers hat sich dann 2016 in den Ruhestand verabschiedet, Buchholtz trat für siebeneinhalb Jahre an seine Stelle. Sie war Leiterin von rund 40 Mitarbeitern und etwa 150 000 Medieneinheiten. Natürlich hat sie das Zehnjährige der Mediothek auch im April gefeiert. Dieses Ereignis ist für sie ein Besonderes.

Da gibt es aber noch viel mehr: Da seien beispielsweise die grandiosen Autorenlesungen mit Elke Heidenreich, Erika Pluhar oder Buchpreisträger Arno Geiger. „wisselcollectie“ heißt es in der Partnerstadt Venlo, „Wechselbestand“ in Krefeld. Zur Intensivierung der Arbeit zwischen den Partnerstädten tauschen wir regelmäßig je 50 Romane für die Grenzgänger, die beide Sprachen beherrschen. Das machen wir unbürokratisch, persönlich, mit dem Auto.“

Dann die vielen neuen Angebote, wie die der Tonies. Von denen wir mittlerweile – mit finanzieller Hilfe des Fördervereins über 2000 haben. Wir richteten die ,Bibliothek der Dinge‘ ein, mit ,Krempel‘ zum Ausleihen wie den kleinen 3D-Drucker, der Slackline oder eben den Tonie-Boxen. Wir folgten der Ausrichtung einer Bibliothek, Bücher und Sachen mit anderen zu teilen – auch in dieser Hinsicht.“ Der MINT-Club wurde gegründet, der Kindern nach dem Haus der kleinen Forscher einmal monatlich Naturwissenschaften und Experimente nahebrachte.

Wir haben zum Stadtjubiläum – im April natürlich – ein Picknick in Weiß veranstaltet. „80 Leute kamen ins Haus und wir waren unerbittlich konsequent. Wer nicht weiß gekleidet kam, musste einen Maleranzug überstreifen.“

Dies ist nur ein kleiner Auszug. Was auch wichtig ist: Seit Corona ist die scheidende Leiterin sicher: „Das Buch wird überleben.“ Auf dem Tisch in ihrem Büro liegt neben dem Mediothek-Modell dennoch ein Zettel. Darauf steht: „Wir müssten alle ein bisschen mehr lesen.“ Dabei denkt sie besonders an die Kinder, die oftmals nur dahin geschubst werden müssten.