Chrokonzert in der Friedenskirche: Die rätselhafte „Unvollendete“

Maria Benyumova leitet das 2. Chorkonzert. Konzertchor und Sinfoniker spielen Beethoven und Schubert.

Krefeld. „Ein Gefühl der inneren Wehmut, die aber das Herz nicht zerreisst, sondern ihm wohlthut, und sich, wie der Schmerz, der aus einer andern Welt gekommen ist, in überirdische Wonne auflöst.“ So beschreibt E. T. A. Hoffmann seine Wahrnehmung von Beethovens C-Dur-Messe.

Im 2. Chorkonzert stellen der Niederrheinische Konzertchor und die Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Maria Benyumova dem Publikum dieses Werk vor. Der Erfolg war dem Werk erst spät gegönnt. Bei der Uraufführung hatte der Auftraggeber der Messe, Fürst Nikolaus II. von Esterházy, ganz entsetzt, ja sogar zornig reagiert.

Angestachelt vom Komponisten Johann Nepomuk Hummel, dem damaligen Konzertmeister des Fürsten, dem „Salieri“ Beethovens, ließ er sich zu folgendem Kommentar hinreißen: „Beethovens Messe ist unerträglich lächerlich und scheußlich, ich bin nicht einmal sicher, ob man sie ehrenhaft nennen kann. . .“

Der Fürst hatte in früheren Jahren von „seinem“ Kapellmeister Joseph Haydn viele Kirchenwerke erhalten, womit der Komponist den Geschmack der Zeit geprägt hatte. Beethoven war sich dessen durchaus bewusst, weitete aber den starren liturgischen Rahmen mit eigenwilligen kompositorischen Mitteln aus: Er deutete den Messetext expressiv und farbig, mit großer dynamischer Bandbreite, dem Vokalen eine große Rolle gebend.

Beethoven selbst lag das Werk „vorzüglich am Herzen“ und daher ist es kein Wunder, dass die Messe im 19. Jahrhundert doch ein Erfolg wurde. Dagegen verlor Franz Schubert sehr schnell das Interesse an seiner Sinfonie, welche die Nachwelt unter dem Namen die „Unvollendete“ kennt. Geheimnisse, Rätsel und Legenden haften dieser Sinfonie an.

Obwohl es nur ein sorgfältig in Partitur geschriebenes Fragment ist, hatte Schubert nicht vor, es zu vollenden. Trotz seiner kurzen Lebensspanne war ihm die Zeit dafür noch gegönnt. Stattdessen verschenkte er die Partitur und beschäftigte sich nicht weiter damit.

Erst 40 Jahre nach seinem Tod wurde das Werk, eine Sensation für die damalige Musikwelt, uraufgeführt. Heute ist die „Unvollendete“ eines der beliebtesten Werke des Komponisten und ein vollendetes Beispiel der romantischen Tonkunst.