Der Proleten-Poldi pubertiert vor sich hin

Jan Böhmermann und seine harmlosen Parodien werden wohl bald vergessen sein.

Krefeld. "Lieber Tagesbuch, hier spricht Lukas, ne." So sprachlich holprig geht es immer los, und mit "Ciao erst mal, dein Lukas", hört es auf. Dazwischen schlüpft der Comedian Jan Böhmermann (27) für meist nur eine knappe Seite Text in die Haut von Bayern-Stürmer Lukas Podolski.

Seine gesammelten Podcasts, sonst beim Sender Einslive zu hören, gibt Böhmermann auf Tournee als "Lukas’ Auswärtsspiel" zum Besten. In der Kulturfabrik unterhielt er ein überwiegend junges Publikum. Begeistern konnte er es nicht.

Am Keyboard begleitet wird Böhmermann von einem Musiker, den er Pete Doherty nennt und der ein wenig so aussieht. Doch so wie er nur eine brave Kopie des Skandalrockers ist, so kann man auch Böhmermanns Parodien als eher harmlos einstufen.

Zwar ist es verständlich, dass Podolski den WDR anlässlich der ersten Ausstrahlungen während der WM 2006 auf Unterlassung verklagt hat - so proletenhaft möchte keiner dargestellt werden. Doch der Fußballer wäre gut beraten, wenn er Böhmermann künftig nicht weiter unfreiwillig Aufmerksamkeit verschafft.

Der Comedian bleibt auch auf der Bühne eigentlich Radiomann, liest die Texte im Sitzen am Tisch, spricht in ein Mikro mit Einslive-Logo. Darstellerische Unfähigkeit oder ein letzter Rest von Anstand? "Wieso hast du denn immer noch eine Platzwunde, hat man doch nur auf dem Platz", ist eine Sequenz aus dem Programm, das an dieser Stelle aber weiter nicht zitiert werden soll.

Auf dieser Ebene - Böhmermanns Podolski ist so zurückgeblieben, dass er vieles fälschlicherweise wörtlich nimmt - funktionieren die meisten Witze.

Und dann ist Böhmermanns Kunstfigur auch noch prä-, post- und zwischendurch vollpubertär, sich vielleicht auch über seine sexuelle Orientierung noch nicht völlig sicher. Kurz gesagt: Böhmermanns Witz ist infantil, ab einem gewissen Alter findet man das kaum noch spaßig.

Dass Böhmermann sich permanent auf Kosten eines Anderen lustig macht, lässt zumindest fragwürdig erscheinen, dass ein öffentlich-rechtlicher Sender ihn so ausgiebig fördert. Ansonsten gilt: Solche Komiker bringt fast jede Generation hervor. Meist sind sie schnell vergessen.