Handarbeit im grünen Chaos nach Orkanschäden im jüdischen Friedhof

Die Schäden des Orkans „Kyrill“ sind beseitigt: Ein Steinmetz hat Gräber aus Fragmenten wieder zusammengeklebt.

Krefeld. Wo der Wirbelsturm "Kyrill" zuschlug, blieben im Januar 2007 schwere Schäden zurück. Auf dem alten jüdischen Friedhof an der Heideckstraße stürzten fünf riesige Bäume um und zertrümmerten Grabsteine. Inzwischen sind die Schäden beseitigt.

Friedhofsleiter Michael Betsch und der Kempener Steinmetz Manfred Messing sind stolz auf das Ergebnis der 16 000 Euro teuren Arbeit. Da die Bäume übereinander auf die Gräber gestürzt waren, konnten die Schäden nur mit aufwändiger Handarbeit repariert werden.

Erst nach dem Abräumen des grünen Chaos’ konnte Manfred Messing an die Wiederaufrichtung von Grabsteinen gehen. Er kannte sich aus, hatte er den Friedhof doch bereits im Jahr 2003 saniert. Grabmäler wie das 2,50 Meter hohe Monument für Benjamin Heilbronn aus dem Jahr 1893 musste er aus Fragmenten wieder zusammenkleben.

Ein etwa 1,80 Meter hohes Grabmal wurde bei dem Sturm so beschädigt, dass es irreparabel liegen bleiben muss. "Doch wenn nicht wieder ein Sturm kommt, ist der Friedhof jetzt für mehrere Generationen in Ordnung", erklärt Manfred Messing.

Das Verwittern der Steine ist allerdings nicht aufzuhalten. Deshalb ist die Historikerin Ingrid Schupetta froh, dass eine umfangreiche Dokumentation die fast einzigartige Anlage in Wort und Bild beschreibt.

Die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle kennt den von 1770 bis 1912 genutzten und längst geschlossenen Friedhof sehr gut. Das wahrscheinlich älteste Grab stammt von Isac Meyer-Fulda, einem Bankier aus Fulda, der die Krefelder Seidenfabrikanten mit Krediten versorgte.

Häufig haben die mit der hebräischen Schrift nach Jerusalem ausgerichteten Steine auf der Rückseite eine deutsche Inschrift. Sie erläuterte die mit der jüdischen Gemeinde getroffene Vereinbarung, dass regelmäßige Pflegemaßnahmen "über der Erde" vorgenommen werden können.

In der kleinen holzgedeckten Halle des Friedhofs vermutet der Rabbiner der Krefelder jüdischen Gemeinde, Yitzchak Mendel Wagner, ein ganz spezielles Relikt: In der nordwestlichen Ecke unter einem Holzdeckel habe es womöglich eine Mikwe gegeben: ein rituelles Tauchbad für die Totenwaschung, das von Regenwasser gespeist wird.