Ebene Null steigt hinab auf "-1"
Die Berliner spielen Jazz nach Raster und doch gegen den Strich.
Krefeld. Ebene Null — was soll das heißen? Erdgeschoss? Und wenn sich eine Band so nennt, heißt das, sie will nicht hoch hinaus? Die Berliner Formation Ebene Null gastierte auf Einladung des Jazzklubs im Jazzkeller, also auf Ebene „-1“. Man kann den vier Musikern guten Gewissens bescheinigen, dass ihr Zusammenwirken kein Nullsummenspiel ist.
Pianist Lucas Leidinger und Kontrabassist Stefan Berger liefern die Kompositionen, an denen sich das Quartett improvisatorisch abarbeitet, ohne es nach mühevoller Arbeit aussehen zu lassen. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Musiker interagieren, aufeinander hören, oft auch kollektiv improvisieren, ohne dass ein Solist in den Vordergrund gestellt wird, ist eine Stärke der Band.
Musikalisch und rhythmisch wird zwar auch frei improvisiert, aber dass man sich im Arrangement an Formen, Harmoniegerüste und nachvollziehbare Melodien hält, ist bei Ebene Null der Regelfall. Innerhalb dieser Grenzen jedoch loten die Musiker ihre Möglichkeiten aus.
Rhythmisch kann es zum Beispiel auch bei einem simplen Vier-Viertel-Takt höchst vertrackt zugehen, man muss nur genügend Betonungen gegen den Strich einbauen. Aber der geradlinig durchgezogene triolische Jazzstil kommt auch vor.
Aus Neo-Bop, Fusion, New Jazz und auch ein wenig Kammermusik hat sich Ebene Null ein ganz eigenes Stilgemisch gebraut, inklusive eines eigenständigen Gruppensounds.
Christoph Möckel spielt ein expressives Sopran-, ein vielleicht zu gezügeltes Tenorsaxofon, ist aber immer ein Garant für lyrisch-klare Melodien. Leidingers Piano besticht durch Eloquenz und eine Finesse im Zusammenspiel beider Hände, die über das Standardniveau im Jazz hinausreicht.
Bassist Berger hat einen voluminösen, warmen Ton und fädelt sich sicher durch die Ostinati, die er oft spielen muss. Schlagzeuger Max Andrzejewski agiert sehr wohl mannschaftsdienlich, hat aber im positiven Sinne auch Ecken und Kanten zu bieten.
