Kultur Faszinierende Kunst mit Licht am Ostwall

Krefeld · Kultur trotz Corona: Heute Kunst im öffentlichen Raum vom Krefelder Lichtkünstler Adolf Luther.

Die Lichtkunst-Objekte „Integration, Stehlinsen“ von Adolf Luther gehören inzwischen fest zum Erscheinungsbild des Ostwalls.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Manchmal spricht man bei bestimmten herausragenden Künstlern von Meistern des Lichts – weil sie in der Lage waren, oder sind, Hell und Dunkel, Licht und Schatten, Glanz und Durchscheinen besonders ästhetisch, besonders faszinierend darzustellen. Es gibt sogar einen Spielfilm über den britischen Maler Turner, der den Titel „Meister des Lichts“ führt. Nun denn – um derartige Meister des Lichtes in der Malerei geht es bei unserer heutigen Empfehlung nicht. Wir nehmen es wörtlicher; und natürlich diesmal wieder im öffentlichen Raum, also trotz Corona-Krise im Rahmen eines erlaubten Spaziergangs genießbar, und natürlich hier, ganz in der Nähe, mitten in Krefeld.

Der Krefelder Adolf Luther
war bis 1957 Richter

Adolf Luther ist – so ist zu vermuten – für viele Krefelder kein Unbekannter. Immerhin gibt es die hier ansässige Adolf-Luther-Stiftung; und man weiß, – will man ein wenig humorig formulieren – wenn es eine Stiftung mit dem Namen eines Menschen gibt, so muss dieser schon einiges Nachhaltiges bewirkt haben; meistens. Bei Adolf Luther, der 1912 in Krefeld-Uerdingen geboren ist, Ehrenbürger der Stadt war, und 1990 hier starb, gilt es. Aber wir wollen hier gar nicht so viel über seine Person sprechen – er war übrigens auch und lange Zeit Jurist und Richter –, sondern über seine besondere Art von Kunst. Kunst, bei der es um Licht ging. Aber geht es irgendwie nicht immer auch um Licht, wenn es um Kunst geht. Zu philosophisch soll es nicht werden, wir machen uns ja momentan schon genug Gedanken, und wer will sich da zu tief in schwerfällige ästhetische Diskurse hineingraben? Wenngleich; wäre dies just jetzt nicht auch eine schöne Ablenkung. Aber klar und fein in sauberen Worten: Bei Luther waren Licht und seine Eigenschaften das Medium seiner Kunst, indem er Objekte schuf, die Licht auf immer wieder faszinierende Weise lenkten, spiegelten oder leiteten. Also Lichtkunst – genauer gesagt konzeptuelle Lichtkunst. Und ein Zeugnis davon lässt sich unter anderem Am Ostwall finden.

„Integration, Stehlinsen“ (aus 1985, aufgestellt 1990) finden sich auf der Höhe Haus Nr. 125 auf dem Grünstreifen. Und diese Stehlinsen könnten nicht typischer sein für die Kunst des Krefelders. Runde halbtransparente Linsen aus Acrylglas befinden sich auf Edelstahl-Stangen, wie Köpfe von Sonnenblumen, die sich gen Licht drehen. Die 16 um die zweieinhalb Meter hohen Objekte sind so gestaltet, dass die runden Linsen, die vielleicht ein bisschen wie Lupen oder Monokel aussehen, beweglich sind.

Doch bei dieser Art von Kunst geht es weniger um das äußere Erscheinen des Objekts, vielmehr um das, was das Objekt mit dem Licht, und somit mit der Umgebung macht. In den Linsen spiegelt sich die Umgebung, reflektiert sich das Licht. Das Licht wird zur Kunst, indem es durch den Künstler auf eine bestimmte Weise ins „Spiel“ gebracht wird. Klingt vielleicht etwas kurios; doch genau darum scheint es hier zu gehen, will man die Methode der Annäherung, der Approximation an einen komplexen Sachverhalt gelten lassen.

Die Faszination scheint zu sein, dass man als Künstler etwas „manipulieren“ kann, was eigentlich gar nicht wirklich fassbar, und greifbar ist. Spuren zeigen sich in unserer Wahrnehmung. Jene Spuren, die sich nicht zeigen würden, wäre die Manipulation nicht gegeben. Wie sich die Umgebung, je nach Winkel in den Linsen wiederspiegelt und sich die Konstellation der einzelnen Objekte immer wieder neu ausrichtet, unterliegt den Gesetzen des Zufalls. Und dieses Zufällige führt auch dazu, dass Luthers „Integration“ nie wirklich langweilig wird.

Denn auch die Tageszeit, der Sonnenwinkel, die Jahreszeit und noch so viele andere Faktoren wie Wetter und so weiter lassen das, was in den Linsen zu sehen ist immer wieder neu erscheinen. Trotz der oberflächlichen Ruhe, die diese Kunst von sich aus ausstrahlt, steckt viel Leben und Bewegung darin – in den Linsen am Ostwall. Ein Spaziergang lohnt sich.