Glaskunst in Krefeld: Gustav Fünders - Vom Handwerker zum Kunstprofessor
Gustav Fünders beschritt einen ungewöhnlichen Weg. Seine traditionellen, mitunter naiven Werke sind umstritten.
Krefeld. Streng blickt die heilige Gertrudis auf den Besucher herab. Die Namenspatronin der Bockumer Pfarrkirche steht im Mittelpunkt des großen Nordfensters. Weniger monumental und trotzdem eindrucksvoll ist ein kleines Fenster in der Sakramentskapelle. Es zeigt die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Wie der junge Mann seinen Kopf in den Arm des Vaters schmiegt, ist in der direkten Körpersprache sehr berührend.
Beide Glasbilder stammen von Gustav Fünders (1903-1973), der von 1951 bis 1959 fast alle Fenster der Kirche neu gestaltete. Zu dieser Zeit war der Künstler, der aus einer einfachen Handwerkerfamilie stammte, auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Seit 1948 hatte er die neu geschaffene Klasse für Glasmalerei, Mosaik und Paramentik an der Krefelder Werkkunstschule geleitet, der in jenen Jahren eine überregionale Bedeutung zukam. Seit Mitte der 50er war er auch Professor für Glasmalerei am Hohen Institut St. Lucas für dekorative Künste im belgischen Gent.
Dass sein Weg ihn vom traditionellen Handwerk bis zur Professur führte, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Als Sohn eines Kupferschmiedemeisters in Krefeld geboren, absolvierte er eine Lehre als Dekorationslehrer und besuchte parallel als Abendschüler die Kunstgewerbeschule. Er arbeitete dann als Kirchen-und Glasmaler und machte schließlich 1937 seinen Meister. Zu diesem Zeitpunkt lebt er bereits mit Frau und Kind auf einem bäuerlichen Anwesen in Forstwald.
Der 2. Weltkrieg führte ihn als Frontmaler nach Russland, wo er detailgetreue Aquarelle von orthodoxen Kirchen malte. Bis auf ein dezent an den Bildrand gerücktes Flakgeschütz sind es erstaunlich idyllische Bilder, eine Gegenwelt zum Kriegsgeschehen. Wichtige historische Dokumente sind dagegen seine Bilder von zerstörten Kölner Kirchen, die er im Auftrag der Stadt noch während des Krieges malte. Auch hier ist ein Hang zur Idylle erkennbar, manches erinnert an die Ruinenromantik des 19.Jahrhunderts.
Auch in seiner Glasmalerei blieb Fünders traditionell. „Er ist ein religiöser Künstler christlichen Glaubens“, schrieb sein Kollege Ernst Hoff über ihn. Wie am Beispiel von St. Gertrudis sichtbar, bedient er sich einer schlichten, belehrenden Bildsprache, die manchmal von einem Anflug von Naivität gekennzeichnet ist.
Hervorzuheben sind seine malerischen Qualitäten: Seine Figuren sind in die Farbfeldräume wie eingewoben und ins Netz der Bleiruten eingepasst. Sein Talent als feinnerviger Zeichner wird sichtbar. Zeitgenossen wie Museumsdirektor Paul Wember war seine Arbeit aber zu wenig innovativ, ihr fehle spirituelle Tiefe.
Das handwerkliche Können stand auch für den Lehrer Fünders im Vordergrund. „Wer Kirchenfenster entwirft, sollte sie auch ausführen können“, lautete sein Credo. Doch er gewährte seinen Schülern große Entfaltungsmöglichkeit. Seine drei so unterschiedlichen Meisterschüler sind ein Beweis für die stilistische Freiheit: Joachim Klos, August Pigulla und Hubert Spierling.