Glaskunst in Krefeld: Blauer Reiter auf christlichen Pfaden

Neben Thorn Prikker sorgte Anfang des 20. Jahrhunderts einer seiner Schüler für Aufsehen — Heinrich Campendonk.

Krefeld. Zur gleichen Zeit, als Thorn Prikker die Fenster für die Krefelder Synagoge entwarf, schuf sein Schüler Heinrich Campendonk sein erstes Kirchenfenster. Der gebürtige Krefelder (1889-1957), der sich nach dem Studium an der Kunstgewerbeschule erst der freien Malerei gewidmet hatte, schloss sich 1910 mit seinem Studienkollegen Helmut Macke in Süddeutschland der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ an.

Dieser berühmte Kreis beschäftigte sich auch mit der Malerei hinter Glas, und vermutlich bekam Campendonk dort erste Anregungen. 1922 kehrte er in seine Heimatstadt zurück. Mit verschiedenen Aufträgen, zu denen auch Bühnenbildentwürfe zählten, finanzierte er sein Leben, bis er 1926 die Nachfolge Prikkers an der Düsseldorfer Kunstakademie antreten konnte.

In jenem Jahr entstand das Fenster, das heute im Kloster Marienthal bei Wesel zu sehen ist. Thema ist die Kreuzigung Jesu, die der Künstler auf ungewöhnliche Weise darstellt. Strenge Symmetrie bestimmt den Aufbau, der grünlich schimmernde Körper des Gekreuzigten bildet das Zentrum des Bildes.

Grün steht hier für das Leben und weist schon auf die Auferstehung hin. Die ungewöhnlichen Proportionen und die der Bleifassung angepasste Linienführung zeigen ein Bild von monumentaler Strenge.

In einer Ausstellung, die der Verein „Kunst und Krefeld“ anlässlich des 50.Todestags Campendonks präsentierte, war ein Duplikat des Bildes zu sehen. In Krefeld ist Campendonk in der Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums und mit seinen lange verborgenen Wandmalereien in der Villa Merländer präsent.

Bedeutende Glasfenster mit christlichen Symbolen schuf Campendonk 1930 für die Krypta des Bonner Münsters. Mit ihrem dichten Bleiraster und der klaren Formensprache knüpft er wie bei der Kreuzigung an seinen von ihm so verehrten Lehrer an. Allerdings bedient Campendonk sich einer weniger kontrastreichen, dafür eher kontemplativen Farbgestaltung mit vielen Blau-und Violetttönen. Einige dieser Fenster wurden im Krieg zerstört.

Campendonk, der seit seiner Emigration 1935 in Amsterdam lebte, entwarf noch ein Jahr vor seinem Tod eine Neufassung der Fenster, die an die alte Formensprache unmittelbar anknüpfen. Auch für eine Neugestaltung der sieben Bonner Chorfenster war er damals im Gespräch. Den Wettbewerb gewann Josef Strater — ebenfalls gebürtiger Krefelder und ehemaliger Schüler Prikkers.