Premiere: „Der Fischer und seine Frau“ - Die Lehren des Lebens erteilt von einem Fisch
Die Premiere von „Der Fischer und seine Frau“ passt genau in die Zeit und amüsiert zugleich.
Krefeld. „Meine Frau die Ilsebill will nicht so wie ich gern will.“ Der Satz hallt im Vorraum der Fabrik Heeder nach wie eine Verheißung. Jeder Zuschauer scheint einen Ohrwurm zu haben nach der ausverkauften Premiere von „Der Fischer und seine Frau“.
Das Kinder- und Jugendtheater Kresh hat mit seiner Inszenierung der Geschichte von Dirk Brall nach Motiven des Grimm-Märchens eine neue Aufführungsreihe gestartet und zeigt auf, wie zeitlos die Geschichte ist.
Als ein Fischer, der mit seiner Frau in ärmlichen Verhältnissen wohnt, einen Fisch trifft, der Wünsche erfüllen kann, wird seine Frau maßloß und verlangt nacheinander Häuser und Schlösser und möchte Königin, Päpstin und dann Göttin werden. Darüber vergessen die beiden, was sie wirklich vom Leben wollen: mit dem Boot die Welt bereisen. Brall macht die Geschichte für Kinder zugänglich und baut - nicht nur durch Modernisierungen wie Einbauküchern und multifunktionale Fernbedienungen - viele Pointen ein. Regie führt Helmut Wenderoth.
Gespielt wird der Fischer von Jens Hajek, dem man den unsicheren und unterwürfigen Ehemann gern abnimmt. Seine Frau, verkörpert von Tina El-Fayoumy, überzeugt in ihrer stetig wandelnden Rolle von der lieben Ehefrau hin zur geld- und machtgierigen Schnepfe.
Besonders beeindruckend ist das Bühnenbild, das neben einer übergroßen Konservenbüchse, die als Heim für das Fischerpaar dient, und einem Papierboot nichts beinhaltet. Dennoch hat der Zuschauer das Gefühl, ständig neue Szenerien zu sehen. Dazu trägt vor allem die Live-Projektion der Videokünstlerin Inga Lankenau bei. Nicht nur das Segel der Konservenbüchse, sondern auch die Wände bestehen aus Leinwänden und geben die jeweiligen Stimmungen wider - ob das Meeresrauschen, die Errichtungen der Gebäude oder aber ein Unwetter. Auch der Fisch, der dem Fischer schließlich die Lehre erteilt, sich auf das wirklich Wichtige im Leben zu besinnen, erscheint als Projektion.
Die Musik unterstreicht ebenfalls die Entwicklung der Geschichte. Singt die Frau des Fischers anfangs noch ein seichtes Lied über das Meer, wird die Melodie von Wunsch zu Wunsch immer disharmonischer.
Ein Stück, das besonders in die Vorweihnachtszeit hervorragend passt und den Zuschauer daran erinnert, was passiert, wenn man den Hals nicht voll bekommen kann und dass das Entscheidende im Leben nicht durch einen überdimensionierten Wunschzettel erreicht werden kann.