Vortrag: Paul Wember - Krefelds goldene Kunst-Ära
Bis heute spricht man in Krefeld respektvoll von Paul Wember. Warum das so ist, erläuterte Sabine Röder in einem Vortrag.
Krefeld. Als Museumsdirektor brachte er die internationale Avantgarde nach Krefeld. Deshalb spricht man hier noch heute respektvoll bis begeistert von der Ära Paul Wember. Fast 30 Jahre bis 1975 leitete er das Kaiser-Wilhelm-Museum und setzte Maßstäbe.
In einem informativen Vortrag ließ Sabine Röder, langjährige Kuratorin an den Kunstmuseen, diese spannende Zeit jetzt aufleben. Unter den 60 Gästen in der Linner Museumsscheune waren wohl etliche Zeitzeugen.
Als Wember 1947 nach Krefeld kam, herrschte in der Kunstszene eine verhaltene Aufbruchstimmung. Das Museum war fast unbeschädigt, doch die vielseitige Sammlung von Eingriffen der Nazis geprägt. Den Faden nach der dunklen Zeit wieder aufzugreifen und weiterzuspinnen war die große Herausforderung.
Sein Amtsantritt fiel mit dem 50-jährigen Jubiläum des Museums zusammen. Neben der expressionistischen Tradition pflegte er die zeitgenössische Kunst. Bis 1962 ließ er auch regelmäßig Krefelder Künstler ausstellen.
Auf einem Foto von 1955 sind im Hintergrund zwei Arbeiten des damals noch völlig unbekannten Joseph Beuys zu erkennen. Bereits 1953 stellte er Grafiken von Picasso aus, 1954 Bilder von Miro — beide waren damals in Deutschland weitgehend unbekannt.
Wember rüttelte an den Sehgewohnheiten der Menschen, denen zeitgenössische Kunst nicht vertraut war. Ab 1955 kam mit Haus Lange ein weiterer Ausstellungsort hinzu, laut Röder „ein Glücksfall für Wember“.
Vorrang hatten für ihn die neuen Kunstströmungen wie Informel oder Zero. Internationale Aufmerksamkeit erregte Wember 1961 mit der legendären Yves-Klein-Ausstellung. „Das war der Durchbruch“, sagt Röder, die ihren Vortrag mit der Schilderung einer persönlichen Begegnung abschloss.
Kurz vor seinem Tod 1987 besuchte Wember das Museum und hörte ihr bei einer Führung zu. „Als ich ihn sah, rutschte mir das Herz in die Hose“. Es war ihre letzte Begegnung mit dem charismatischen Mann.
