Will Cassel: Die großen Themen in den kleinen Dingen

Will Cassel zeigt seine Jahresschau „Welt-Weit . . . Vernetzt“ — diesmal im Traarer Atelier.

Krefeld. Wenn sich das Jahr dem Ende neigt, ist für Will Cassel der Zeitpunkt gekommen, seine Bild gewordene Ernte zu präsentieren. Erstmals seit langem hat er dafür den Schauplatz gewechselt. Nicht wie sonst im Seidenweberhaus im Herzen der Stadt, sondern im heimischen Atelier in Traar zeigt er seine Bilder und Objekte.

„Man muss wissen, wann man reduziert“ sagt der 84-jährige Künstler dazu. Doch es wäre nicht Cassel, wenn diese Schau nicht trotzdem mit viel Inhalt gefüllt wäre. „Welt-Weit . . . Vernetzt“ — bereits der Ausstellungstitel ist ironisch gemeint.

Auf dem gleichnamigen Bild hält der Künstler subtil den Spiegel vor. Neben der großen Weltkugel befindet sich ein kleines Glas mit Goldfischen. „Sind wir nicht alle wie die Fische im Netz?“ Mit seinem typisch schalkhaften Lächeln wendet er sich an seine Vernissage-Besucher.

Die kleinen Welten zeigt er auch nach wie vor in seinen Objekten, verbunden mit seinem Dauerthema Werden und Vergehen. Seine Vergangenheit beschäftigt Cassel, aber er verharrt nicht darin. „Als Künstler ist man der Gegenwart voraus.“

Dabei zeigt sich in seinen Bildern und Zeichnungen immer wieder die wunderbare Gabe, in den kleinen Dingen des Lebens die großen Themen abzuhandeln. Die Natur ist ihm dabei Lehrmeisterin und so zeigt er die knorrigen Apfelbäume seines Gartens als „Kampf der Gladiatoren“.

An Themen mangelt es Cassel nicht. „Die Bilder liegen auf der Straße“ sagt er. Als Augenmensch beobachtet er intensiv seine Umgebung. Oft sind es Einzelheiten, die verarbeitet werden. So hat ihn beim Theaterball der Anblick mehrerer an die Seite geräumter Celli beeindruckt. Daraus ist ein farbenprächtiges Bild entstanden, mit den Celli und einem nach oben entschwebenden Dirigenten.