Hemmungen fallen beim Tanz
Choreograf Andreas Simon arbeitet mit Hauptschülern.
Krefeld. Spontan haben die Jungen und Mädchen Ja gesagt - obwohl das Angebot ein bisschen verdächtig klang. Ausgerechnet an einem Tanzprojekt sollten die Neuntklässler der Josef-Hafels-Hauptschule in Fischeln teilnehmen: "180° Drehung" wurde vom Landesbüro Tanz an sie herangetragen. Seit Ende August arbeitet der Krefelder Tänzer, Choreograf und Pädagoge Andreas Simon mit den Jungen und Mädchen.
Aus dem unverbindlichen Workshop ist ein Stück geworden. Am 15. Dezember, 11 Uhr, führen die Jugendlichen es auf der großen Bühne der Fabrik Heeder auf. "Die Schüler sind so motiviert, dass ich gleich geahnt habe: Da wird ein Stück draus", erzählt Simon.
Nicht nur in der Sporthalle der Schule haben die Jugendlichen getanzt, sondern auch draußen, in der Stadt. "Da mussten schon Hemmungen fallen, als wir eine Stunde auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof abgehalten haben", sagt der Choreograf. Auch an Wochenenden oder abends habe die Jugendlichen trainiert.
Christiane Schneppe, Konrektorin der Hauptschule mit einer Schülerschaft aus der gesamten Südstadt, will für nächstes Jahr wieder einen Antrag für "180° Drehung" stellen, so positiv bewertet sie das Projekt: "Wir haben etwas für den Nachmittagsbereich gesucht, da kam der Tanz wie gerufen." Ihre Schule ist eine von zehn im Rheinland zwischen Kleve und Hennef, für die das Familienministerium ein Tanzprojekt fördert, um "unabhängig von sozialer Stellung und Herkunft der Eltern und sozialem Umfeld durch eine Begegnung mit dieser Kunstform zum Abbau sozialer Benachteiligungen" beizutragen.
Jürgen Sauerland-Freer und Dorothee Monderkamp vom Kulturbüro freuen sich über das Gelingen des Projekts, ist doch zeitgenössischer Tanz einer ihrer Schwerpunkte in der Fabrik Heeder. Gut 500 Stunden steckt der in Amsterdam ausgebildete Andreas Simon in den Tanz an der Hafels-Schule: "Wir gehen ein breites Spektrum durch, vom Disco-Fox bis zu Michael Jackson und Improvisationen." Sein Ziel, das Erleben des eigenen Körpers und mehr Selbstbewusstsein bei den Schülern zu entwickeln, glaubt er zu erreichen: "Schon am Anfang haben einige gesagt, sie hätten nicht gewusst, welche Muskeln sie alle haben."