Igor Gavrilov: Dramatischer Bariton mit Hang zu Mozart

Der Sänger Igor Gavrilov ist seit Februar am Theater engagiert. Momentan probt er für „Die Hochzeit des Figaro“.

Krefeld. Er sieht so aus, wie man sich einen Bass vorstellt: Groß, kräftig, nicht zu dünn und mit einer angenehmen tiefen Stimme. Igor Gavrilov singt seit Februar am Theater Krefeld und Mönchengladbach. Aber der Hüne aus Russland, der sein Alter lieber für sich behält, hat inzwischen einen Fachwechsel vorgenommen. Er ist vor fünf Jahren vom Bass zum „Dramatischen Bariton“ aufgestiegen.

„Das wollte ich immer“, sagt Gavrilov. „Denn dort liegen alle Stimmen“. Jetzt kann er Verdi singen und viel Mozart. „Mozart hat den Adligen in seinen Opern immer die höhere und kompliziertere Stimme gegeben“, erklärt der Sänger. Er freut sich sehr darauf, bald mit einem Werk des Komponistengenies auf der Bühne zu stehen.

Den Grafen in „Die Hochzeit des Figaro“ wird er in der neuen Spielzeit singen. Das ist seine liebste Oper, gleich danach kommt „Don Giovanni“. „Ich singe das zum ersten Mal auf Italienisch, bisher habe ich diese Rolle immer auf Russisch gesungen.“

Gavrilov wurde in Odessa in der südlichen Ukraine geboren, lebte später in Murmansk, zehn Jahre in Prag und zuletzt in St. Petersburg. Dort hat er Musik studiert, dort leben auch seine Frau und sein Sohn, der wie der Vater erst einmal Medizin studieren möchte. Denn Gavrilov ist Arzt.

Von Prag und St. Petersburg aus ist er zu zahlreichen Gastspielen nicht nur in deutsche Städte gekommen. Hier am Stadttheater hat Gavrilov bereits im zeitgenössischen und im italienischen Fach gesungen. Momentan ist er in Krefeld in Puccinis Doppel-Opernabend „Le Villi/Suor Angelica“ zu sehen.

Die Oper „Joseph Süß“ von Detlev Glanert hat erst in der neuen Spielzeit Premiere im Stadttheater. „Am Anfang schien mir das sehr schwierig“, sagt Gavrilov. „Aber inzwischen liebe ich die Oper. Jeder steht perfekt an seinem Platz.“

Bei dieser Einstudierung hat ihm besonders gefallen, dass Glanert zu den Proben kam. „Der Komponist konnte mit uns arbeiten, das war sehr interessant“, sagt der Bariton. Und außerdem sei die Übertragung von der Ausweichspielstätte TiN in Mönchengladbach auf die Krefelder Bühne ein Experiment: „Ich bin gespannt, wie das ohne Mikro klingt.“

Am liebsten mag Gavrilov, der sich selbst als traditionell beschreibt, Inszenierungen, „in denen der Zuschauer etwas sehen kann, was er nicht auf der Straße oder im Fernsehen sieht.“ Auch deswegen freut er sich auf den „Figaro“. Die erste Kostümprobe war bereits: „Das wird schön, klassisch und lustig“, lautet seine Einschätzung.

Auf Gavrilovs Wunschzettel steht noch Wagner, den er sehr mag: „Ich habe Lust, das zu probieren.“ Zuerst ist aber Verdi dran: Gavrilov wird — zu Beginn der neuen Spielzeit — in einem Konzert aus „Macbeth“ singen.