Konzert in der Mennonitenkirche: Herzblutmusiker mit Mission

Thomas Beckmann spielt Musik von Bach — und sammelt damit Geld für Obdachlose.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Thomas Beckmann kommt gerne zurück in die Mennonitenkirche. „Das ist meine Lieblingskirche in Krefeld“, betont der Cellist. „Sie hat die klarste Akustik von allen Kirchen, in denen ich spiele. Der Klang ist glasklar und erlaubt einen besonderen Farbenreichtum“.

Mit seinen Benefizkonzerten zugunsten obdachloser Menschen geht der Düsseldorfer Cellist der Meisterklasse alle zwei Jahre während des Winterhalbjahres auf Deutschland-Tournee. Den Begriff Vollblutmusiker möchte man bei Thomas Beckmann in „Herzblutmusiker“ abwandeln. Sein Herz schlägt dabei nicht nur für sein Cello namens „Il Mendicante“ (der Bettler), ein Instrument des Mailänder Geigenbauers Giambattista Guadagnini (1711-1786), sondern für Bach-Suiten und die Obdachlosenhilfe gleichermaßen.

Sehr anschaulich und lebendig erläutert Beckmann in seinem Konzert die Stücke, die er spielt. Das Feuer für die Cello-Solo-Suiten von Bach lodert unüberhörbar in ihm. „Es sind Kathedralen aus Klang“, schwärmt er und bereitet die Zuhörer auf die Unterschiede in den Menuetten I und II der Suite Nr. 1 vor. Tanzartig präsentiert sich das erste Menuett, während das zweite wie ein zartes Pastell erscheint.

Die glasklare Akustik und das meisterlich differenzierte Spiel des Solisten machen das nachvollziehbar, wäre da nicht das störende Knarren der Kirchenstühle. Zwar sitzen die geschätzt 150 Zuhörer — darunter auch erfreulich viele Kinder und junge Leute — gebannt, doch die leisen Passagen sind trotzdem kein makelloses Hörvergnügen.

So stellt Beckmann weitere gegensätzliche Tänze der Bach-Suiten vor und lässt der Theorie die sehr überzeugende Praxis folgen. Vier Kinder dürfen sich neben ihn stellen und einmal vom Standpunkt des Musikers den Celloklang erleben.

Der zweite, kürzere Teil seines Konzertes ist der Musik Charlie Chaplins gewidmet, der nicht nur einer der ersten Filmmusikkomponisten war, sondern auch ein besonderes Faible für das Cello hatte. Obwohl Chaplin nicht Noten lesen konnte, soll er angeblich sechs Stunden Cello täglich geübt haben.

Beckmann ordnet die Chaplin-Kompositionen, die er spielt, in die Handlungen der Filme ein, so dass man die Musik richtig verstehen kann — auch ohne den Schwulst eines Hollywood-Orchesters. Jubel und kräftiger Applaus bringen zwei Zugaben, darunter eine Polka von Poulenc. Ein heiterer Ausklang!