„Move!“ - Auf dem Weg des Lebens

Das Tanztheater Münster gastierte beim Tanzfestival "Move!" in der Fabrik Heeder.

Krefeld. Jede Sekunde könnte man da ein Foto machen, und immer würde ein brauchbares Motiv herauskommen. In diesem wunderbaren Stück Tanztheater ist alles streng durchkomponiert, jeder Moment hat ausdrucksstarke Bildkraft. "Cuentos del Camino - Wegerzählungen" hat Daniel Goldin diese Tetralogie von Duetten genannt, das Tanztheater Münster gastierte mit diesem Klassiker aus seinem Repertoire beim Tanzfestival "Move!" in der Fabrik Heeder.

Das Stück stammt aus dem Jahr 1994, Goldin hat es in diesem Jahr wieder in den Spielplan der Städtischen Bühnen Münster aufgenommen. Das Paar Eun-Sik Park und Tsutomu Ozeki tanzt die Duette "A la Deriva" (Treibgut) sowie "La Sombra y la Luna" (Der Schatten und der Mond), Ines Petretta und Daniel Condamines tanzen "La Peregrinación" (Die Wallfahrt) und "Alborada" (Tagesanbruch). Alle vier Tänzer sind gestandene Persönlichkeiten mit großer Ausstrahlung.

Die Kostüme - schwarze Anzüge für die Männer, schlichte Kleider für die Frauen - verorten das Stück in einer ländlichen Gegend zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Goldin hat sich von der bäuerlichen Welt Galiciens (Spanien) zu seiner Choreographie anregen lassen. Die eindrucksvolle Musik stammt überwiegend von dem aus Galicien stammenden Komponisten Emilio Cao, ein keltischer Folkloremix mit Flöte, Dudelsack und Harfe, der aus vielen Gegenden Europas stammen könnte.

Zwei sind da also immer auf dem Weg, nicht immer, aber oft auf einem diagonalen Lichtkorridor quer über die Bühne. Man kann jedes Duett für sich sehen, aber zusammen ergeben sie eine Gesamtschau auf das Leben als Weg und das Unterwegssein als Teil des Lebens.

Die Stimmung schwankt zwischen Tragik und Komik, die Tänzer schwanken zwischen Erstarrung und Getriebensein, zwischen unentschlossener Angst und bedenkenlosem Mut. Und Frau und Mann durchleiden dabei Höhen und Tiefen archaisch anmutender Schicksalsgemeinschaft.

Man kann nur staunen über diese zeitlos schöne Choreographie, über den Bedeutungsreichtum jeder Bewegung, über die Tiefe des Ausdrucks und über die Perfektion der Darbietung. Viel Applaus in der Fabrik Heeder.