Neun Lektionen des Künstlers

Zur Ausstellung „Less is still more“ von Michael Craig-Martin im Haus Esters ist jetzt ein Katalog erschienen.

Krefeld. Durch ein Fenster von Haus Esters fällt der Blick auf ein Bild, auf dem ein riesiges knallrotes Vorhängeschloss zu sehen ist. Die Architektur Mies van der Rohes gibt dem Bild im Inneren einen zusätzlichen Rahmen. Ein wirklich gelungenes Titelbild für den Katalog zur Ausstellung „Less is still more“ von Michael Craig-Martin.

Mit sichtlichem Vergnügen präsentierte Museumsdirektor Martin Hentschel den frisch erschienenen Katalog, den er als „schönes Produkt“ bezeichnet. Es sei der Wunsch des Künstlers gewesen, dass das Haus Esters auf dem Cover zu sehen sei, so Hentschel. Denn den Zyklus von 17 Tafelbildern hat der Künstler eigens für das Haus gefertigt.

Im Katalog sind daher nicht nur alle Werke einzeln abgebildet, sondern werden auch in der jeweiligen Raumsituation gezeigt. Ungewöhnlich ist auch, dass bei den Raumaufnahmen auch Personen zu sehen sind. „Das hat man gemacht, um die Größenverhältnisse zu zeigen“, erklärt Hentschel. Denn Craig-Martins Bilder sind ein subtiles Spiel mit den Proportionen.

So ist das Vorhängeschloss vielfach vergrößert, während anderes in Lebensgröße gezeigt oder verkleinert ist. Die scheinbar vertrauten Dinge, darunter viele Alltagsgegenstände, verändern dadurch komplett ihren Charakter. Als „Push-and-Pull-Effekt“ erläutert Hentschel das auch in seinem ausführlichen Text über die Kunst Craig-Martins.

Neben diesem Haupttext und den zahlreichen Abbildungen gibt es noch eine weitere Zutat, auf die der Museumschef besonders stolz ist. Eigens für den Katalog hat der Künstler neun als „Lektionen“ bezeichnete Kurztexte verfasst. Darin schildert der 72-Jährige sehr kurzweilig persönliche Erlebnisse zu Themen wie Film, Wissenschaft und Literatur, die ihn geprägt haben.

Der geschliffene Stil dieser Texte verrät den ehemaligen Professor, darüber hinaus blitzt immer wieder ein feiner trockener Humor durch. „Es ist ein Superbeitrag auf hohem Niveau“, sagt Hentschel dazu.