Keine Angst vor der Kunst

Ist ein Gemälde zu abstrakt, finden junge Menschen oft keinen Zugang. Der Krefelder Kunstverein möchte das ändern.

Krefeld. Eine Gruppe Jugendlicher steht staunend vor einem riesigen Bild, auf dem ein Haufen Äste und Baumstämme zu sehen ist. Ungläubig stecken die 17- bis 19-Jährigen die Köpfe zusammen und tuscheln. Ist das Bild wirklich gemalt? Auf den ersten Blick könnte die Ansammlung von Holz eine Fotografie sein, so detailgenau und realistisch ist sie gemalt. Erst bei näherer Betrachtung erkennt man die Pinselstriche des Künstlers Bart Koning. Der Amsterdamer, der seit 1992 in Krefeld lebt und arbeitet, ist bekannt für seine täuschend echten Darstellungen. „Going home“ heißt seine aktuelle Ausstellung, die noch bis zum 28. Juli im Krefelder Kunstverein zu sehen ist.

Was ist die Idee dahinter? Wie lange hat Koning für seine Kunstwerke gebraucht? Wie schafft er es, Bilder eines so großen Formats zu malen? Warum hat er sich für die jeweiligen Motive entschieden? Gibt es eine Vorlage? Lauter Fragen, die im Raum herumschwirren. Es sind Fragen, die wohl vielen Menschen beim Betrachten von Werken durch den Kopf gehen, meistens aber unbeantwortet bleiben. „So etwas verunsichert junge Menschen. Wenn die Kunst zu abstrakt ist, können sie nicht viel mit ihr anfangen und wenden sich ab“, wissen Heribert Schäfers und Elke Meyer-Michael vom Krefelder Kunstverein.

Genau das Gegenteil ist aber ihr Wunsch. Sie stellen sich die Frage: Wie bringt man die jungen Leute zur Kunst? Aus diesem Grund schreibt Heribert Schäfers Krefelder Schulen an und informiert sie über aktuelle Ausstellungen. „Wir wenden uns an die Kunstlehrer und bieten ihnen an, mit den Schülern vorbeizukommen, um Ihnen die Kunst näher zu bringen“, sagt Schäfers.

Die Jugendlichen, die neugierig durch den Kunstverein schlendern, haben das Angebot angenommen und dadurch nicht nur die Chance, von Kennern wie Schäfers oder Meyer-Michael etwas über die Kunst zu erfahren, sondern vom Maler selbst. Denn Bart Koning ist es ebenso ein Anliegen, den Nachwuchs zu fördern. Er hat sich mutig den Fragen der jungen Menschen gestellt. Und spätestens, wenn man vom Künstler erfährt, dass er damals wegen eines Mädchens nach Krefeld kam, dürfte klar sein, dass Künstler auch „nur“ Menschen sind und keineswegs so abstrakt, wie man manchmal meint.