Omer Klein: Musikalische Reisen in das Unbekannte

Jazzclub und Habima präsentieren gemeinsam den israelischen Pianisten.

Omer Klein: Musikalische Reisen in das Unbekannte
Foto: Martin Klering

Krefeld. Das Omer Klein Trio wollten beide haben: der Jazzclub Krefeld und Joachim Watzlawik für die „Habima“ — die Bühne— im jüdischen Gemeindezentrum. Mit der Weisheit reifer Herren entschlossen sie sich zu einer gemeinsamen Veranstaltung an der Wiedstraße und hatten hier am Sonntagabend ein rappelvolles Haus. Zusätzliche Stühle mussten aufgestellt werden, bevor Günter Holthoff, der Ehrenvorsitzende des Jazzclubs, das Publikum begrüßen konnte.

In einem erfreulich bunten Generationen-Mix war man zum Auftritt von Omer Klein (Klavier), Haggai Cohen-Milo (Bass) und Amir Bresler (Schlagzeug) geschwärmt. Kommentarlos kommen die drei Musiker erst einmal zur Sache.

Es sind vorwiegend Stücke des neuen Albums „To The Unknown“ — jedoch mit Ziv Ravitz an den Drums, der ursprünglich diesen Part auch bei dem Konzert übernehmen sollte. Die intensive Interaktion zwischen dem Pianisten und dem Bassisten fällt sofort auf und es wird deutlich, dass die zwei nicht nur mit ihren Instrumenten kommunizieren. Mit der Vertrautheit „dicker“ Freunde, die sich auch in ihren Biographien und gemeinsamen Ausbildungen ablesen lässt, spielen die beiden und improvisieren mit Perfektion und genauso viel Spaß.

Das Gros sind Songs, die Omer Klein komponiert hat, den „Speak low“ von Kurt Weill „hätte er gerne selber geschrieben“, gesteht er.

Es folgen seine Impressionen „Espana“. Unverkennbar spanische Harmonien, wie man sie eigentlich von der Gitarre gespielt kennt, auf dem Blüthner-Flügel, die dann in einem gleitenden Übergang zu Jazzklängen werden.

Haggai Cohen-Milo greift dies auf und setzt spanisches Temperament und Virtuosität auf dem Bass fort. Was man nicht alles Instrumenten entlocken kann, die im klassischen amerikanischen Jazz „nur“ als Rhythmusinstrumente gelten.

Neben den spanischen Momenten besitzt die Musik des Omer Klein Trios eine starke israelische Note. So beispielsweise im Song „Niggun“. Fast wie eine Bach’sche Fuge stellt Omer Klein das Thema vor, dann wandert die Melodie in den Bass und das große Improvisieren inklusive Schlagzeug beginnt. Immer wieder sind die jazzigen Fragmente der israelischen Musik hörbar.

Am Ende kommen die drei wieder zur Bach’schen Klarheit der Stimmen und einem sanften Ausklang zurück — ein Kompositions- und Spielmuster, das das Trio bevorzugt. „Es sind immer kleine musikalische Abenteuer“, meint Holthoff. „Die können auch daneben gehen — aber bei den drei doch nicht“, schwärmt der Fachmann.

Schließlich zum Ende des faszinierenden Konzerts erklärt der 32-jährige Pianist, dass 90 Prozent der Musik Improvisation sind. Gerade einmal die ersten zehn, zwölf Takte legt er exakt fest. Ein begeistertes Publikum bekommt seine ausführliche Zugabe und springt dann zu Standing Ovations auf.