Was für ein Spektakel
Uraufführung für Gerhard Rühm zum 80. Geburtstag.
Krefeld. Avantgarde war gestern, heute wird man 80. Gerhard Rühm, Literat, Komponist und Künstler, Hauptvertreter der Konkreten Poesie und Mitbegründer der legendären "Wiener Gruppe", feierte am 12. Februar seinen 80. Geburtstag.
Das Fischelner Theater am Marienplatz (TAM) ehrt jetzt den Jubilar mit Rühms teichoskopischem Dramolett "Pompes Funèbres Meyerbeer", das TAM-Hausherr Pit Therre für sein Februarprogramm als Uraufführung inszeniert hat.
Prominente Freunde des Theaters wie Ex-Bundesminister Jürgen Schmude und auch die aus dem TAM hervorgegangenen Musikerinnen und Künstlerinnen Suchan Kinoshita und Carola Bauckholt machten dem Jubilar ihre Aufwartung.
Rühms Dramolett verweigert das Dramatische, in dem es eine Nebensache, nämlich eine "Mauerschau" (griechisch: Teichoskopie) zur Hauptsache macht. Sie dient dazu, über ein Geschehen, das auf der Bühne nicht darstellbar ist und das sich parallel zur Haupthandlung abspielt, zu berichten.
In "Pompes Funèbres Meyerbeer" berichtet ein "Er" (Karsten Lähl) einer "Sie" (Nina Sträter) über die Pariser Trauerfeier zum Tode des Komponisten Giacomo Meyerbeer (1791-1864). Er steht am Fenster, und - aha, es tut sich etwas auf der Bühne - sie entkleidet sich. Just als er das Geschehen vor dem Fenster mit dem Ausruf "Was für ein Spektakel" kommentiert, werden die Brüste entblößt. Im zweiten Teil liest die Dame im grauen Bademantel ihrem Zimmergenossen nur noch vor. Gegenstand ist die Beerdigung Meyerbeers in Berlin. Auf den Witz des ersten Teils folgt Langeweile - nicht ohne Absicht, wie unterstellt werden kann.
Hausherr Therre brachte Rühm ein Ständchen dar, und nach Karl Kraus’ "Ballade vom Papagei" kamen die beiden noch ein wenig ins Plaudern. Der Komponist erinnerte daran, dass er auch schon seinen 60. und 70. Geburtstag im TAM begangen habe. Im Übrigen sei er "ein Fan von Meyerbeer". Das hätte man nicht unbedingt vermutet.