Kunstprojekt: Träume auf Papier gemalt

14 behinderte Bewohner der Dr. Ulrich Lange Stiftung nehmen an einem Kunstprojekt teil. Dabei sollen sie ihre Stärken entdecken.

Krefeld. Konzentriert führt Olaf Jansen den Pinsel mit der gelben Farbe über das Papier. Darauf sind bereits in großen Lettern die Wörter „Liberté“, „Égalité“ und „Solidarité“ (Freiheit, Gleichheit, Solidarität) zu lesen. Daneben hat Olaf seinen Körper mit großen Flügeln zu beiden Seiten gemalt. Olaf Jansen ist behindert und macht beim Kunstprojekt „Ich und Du“ der Dr. Ulrich Lange Stiftung mit.

„Erst war ich skeptisch, aber jetzt bin ich fasziniert. Es ist toll, wenn man sieht, was man schaffen kann“, sagt er und beugt sich wieder über sein Kunstwerk. Er und fünf andere behinderte Menschen arbeiten gemeinsam auf einer langen Reihe von weiß bemaltem Packpapier. Im Hintergrund sieht man eine Häuserwand, auf der sich Reifenspuren abzeichnen. „Die Teilnehmer sind mit ihren Rollstühlen darüber gefahren“, erklärt der Pädagoge Jochen Kamps. Jedes Projekt-Mitglied verewigt sich an einer Stelle auf persönliche Art und Weise mit einer Art Graffito.

Begleitet werden die Teilnehmer bei der gesamten Aktion vom Maler und Bildhauer Dominique Holt. „Es geht darum, dass die behinderten Menschen sich frei äußern und darstellen können“, erklärt Holt. Vor zehn Jahren hat er schon einmal in der Dr. Ulrich Lange Stiftung ausgestellt. „Dieses Mal hab ich gar nicht so viel gemacht. Das Meiste machen die Behinderten alleine“, sagt er.

In den Graffiti zeichnet jeder Teilnehmer zum Beispiel ein Bild von sich selbst, wie er gerne wäre. So hat sich der fußballbegeisterte Robert Linkenheil im Trikot von Bayer Uerdingen gemalt und Michael Kleingrothe als hüpfende Person. „Man kann selber kreativ sein, das ist toll. Kunst machen kann jeder“, sagt Ralf Schuffels. In seinem Bild thematisiert er Erinnerungen aus vergangenen Tagen. „Die behinderten Menschen sollen mit dem Projekt ihre Stärken entdecken“, erklärt Kamps.

Im Juli werden die Ergebnisse des Projektes sowie Arbeiten von Dominique Holt ausgestellt. Neben den Graffiti wird es auch Skulpturen und Kunstinstallationen geben. So wird im Garten eine im Rollstuhl sitzende Vogelscheuche mit der Aufschrift „Nicht nur gesunde Leute haben das Recht, die Vögel zu erschrecken“ stehen.

„Kunst muss die Grenze des guten Geschmacks erreichen“, macht Holt neugierig auf die Ausstellung. Die findet von Freitag, 8., bis Sonntag, 10. Juli, in der Stiftung, Buscher Holzweg 100, statt.