U-17-Trainer Steffen Freund: Erinnerungen an die Grotenburg

Krefeld. Deutschland gegen die Türkei — so lautet die Auftakt-Partie der UEFA-U17-Eliterunde, die am Donnerstag um 11 Uhr im Krefelder Grotenburg Stadion ausgetragen wird. Vorab gibt der Trainer der Auswahl des Deutschen Fußball Bundes (DFB), Steffen Freund, im Interview Auskünfte über die Vorbereitung seines Teams.

Dabei spricht der ehemalige Profi, Europameister, Champions-League-Sieger, Weltpokalsieger und Deutsche Meister auch über seine Zukunft.

Steffen Freund, die deutsche U17-Nationalmannschaft spielt am Donnerstag um 11 Uhr in der Grotenburg vor 6000 Zuschauern. Für Ihre Jungs eine Traumkulisse oder doch vielleicht zu viel Rummel?

Steffen Freund: Es ist das Schönste, wenn es dem DFB gelingt, Städte mit so einem Spiel zu begeistern. Wir freuen uns auch sehr über den Schulwandertag, der wieder auf das Länderspiel gelegt worden ist. Das ist nun schon zum dritten Mal der Fall. Wir haben gegen die Schweiz in Kempten vor 5000 Zuschauern gespielt und 3:1 gewonnen. Gegen Israel gab es im saarländischen Dillingen vor 4600 Zuschauern ein 2:0. Es ist viel besser für meine Mannschaft vor vollem Haus zu spielen, als vor 16 Zuschauern, wie kürzlich in Estland.

In Krefeld geht es gegen die Türkei. Einige Ihrer Spieler stammen aus türkischen Familien. Wie erden Sie diese Spieler?

Freund: Alle Spieler identifizieren sich voll und ganz mit Deutschland und mit dem DFB. Trotzdem ist es tief im Inneren sicherlich ein besonderes Spiel für diese Jungs. Aber sie geben für unser Team Vollgas.

Können Sie etwas zu den gegnerischen Mannschaften in dieser Elite-Runde sagen?

Freund: Ich habe alle Gegner live beobachtet. Klar ist, wir haben die absolute Todesgruppe erwischt. Die Türkei ist extrem stark in der Offensive und hat drei, vier Topleute. Hinten stimmt es aber nicht immer bei ihnen. Das zeigte das Spiel gegen die starken Weißrussen, bei dem ich sie gesehen habe. Zur Hälfte stand es 5:1, am Ende 6:4. Die Ukraine lässt wenig zu, spielt häufig 1:0, 0:0 oder 1:1. Diese Nuss gilt es zu knacken. Unser dritter Gegner Schweiz ist U17-Weltmeister. Das sagt schon alles. Ihre Stärke ist die Kompaktheit. Ich denke, dass die Gruppe im Grunde genommen sehr ausgeglichen ist und wir dank des Heimvorteils und der Zuschauerunterstützung weiterkommen werden.

Wie sehen Sie insgesamt die DFB-Jugendarbeit?

Freund: Seit DFB-Sportdirektor Matthias Sammer die Verantwortung für die U-Mannschaften hat, ist ein klarer Erfolg erkennbar. Es rücken immer wieder neue Talente nach, viele Jugendliche spielen schon im Seniorenbereich. Es ist wichtig und richtig, dass wir schon im U14- und U15-Bereich altersgerecht die Basis und die Voraussetzungen dafür schaffen, dass den Jungs der Sprung in den Profifußball gelingen kann. Das Gesamtpaket ist sehr gut.

Vor wenigen Jahren gingen zahlreiche Jugendliche nach England, weil dort die Ausbildung besser war. Ein Blick auf den Kader zeigt mit einer Ausnahme, dass alle Spieler in deutschen Vereinen spielen.

Freund: Es war wichtig, dass es dem DFB gelungen ist, die Vereine mit ins Boot zu holen und sie von der Notwendigkeit von Nachwuchszentren zu überzeugen. Wie beim DFB wurden auch hier klare Strukturen geschaffen. Die Vereine haben realisiert, dass es zudem viel wertvoller ist, die Stars von morgen selbst auszubilden, als sie teuer einzukaufen.

Mit Samed Yesil und Koray Kacinoglu stehen zwei Krefelder in Ihren Reihen. Was ist von den beiden Jungs zu erwarten?

Freund: Samed geht dahin, wo es wehtut. Er hält sich gerne zwischen den Innenverteidigern auf und schafft es, sich auch im engsten Raum zu lösen. Samed ist im Moment nicht zu ersetzen und wird in der EM-Qualifikation den Unterschied ausmachen. Koray ist immer mit Herz bei der Sache und geht an die Schmerzgrenze. Außerdem ist Koray immer für seine Teamkollegen da und ein Stimmungsmacher in der Mannschaft.

Welche Erinnerungen haben Sie an die Grotenburg?

Freund: Eine gute und eine schlechte. Mit Schalke habe ich dort schon einmal 2:0 geführt, das Spiel endete 2:2. Auch für mich persönlich verlief dieses Spiel schlecht. Bei einem flachen Ball wollte ich per Kopf klären, mein Gegenspieler, ich glaube, es war Heiko Peschke, wollte aber aufs Tor schießen. Leider traf er meinen Kopf und brach mir die Nase. Ich musste sogar für eine Nacht ins Krankenhaus, wo ich eine Gipsmaske bekam und aussah wie Quasimodo.

Und Ihre gute Erfahrung?

Freund: War in meinem zweiten Jahr im Trikot von Borussia Dortmund, wobei man das erste getrost streichen konnte. Das 2:0 bei Uerdingen bedeutete für mich endlich die Wende. Erstmals waren die BVB Fans mit meiner Leistung zufrieden. Aber auch sonst erinnere ich mich gerne an Uerdingen. An den Sieg im DFB-Pokal gegen die Bayern zum Beispiel, oder auch an tolle Europapokalspiele, wie das 7:3 gegen Dresden. Nun soll eine weitere schöne Erfahrung in der Grotenburg hinzu kommen.