Verbraucher Mehr Geld fürs Brötchen

Krefeld · Die Bäcker spüren die Auswirkungen der Sommerdürre – und bald wohl auch der Kunde, sagt die Niederrheinische Bäcker-Innung.

Rudolf Weißert, Innungsobermeister, erwartet eine Preisanpassung auf 35 Cent pro Brötchen. Foto: Lothar Strücken

Foto: Strücken, Lothar (sl48)

Wenn Rudolf Weißert an die aktuelle Situation denkt, wird der Obermeister der Niederrheinischen BäckerInnung Krefeld-Viersen-Neuss nachdenklich. Denn die steigenden Mehlpreise – aufgrund des trockenen Sommers und der stark zurückgegangenen Getreideernte – machen ihm und seinen Kollegen zu schaffen. In den vergangen vier Wochen seien die Mehlpreise „um zehn Prozent gestiegen“, sagt Weißert. Und das ist voraussichtlich nicht die einzige Steigerung, der die Bäcker trifft.

Bislang lag der Preis für 100 Kilogramm Mehl bei rund 40Euro plus Mehrwertsteuer. Ökologische Mehle wie bei Demeter kosten doppelt so viel. „In der Regel sind da aber immer zehn Prozent an Schwankungen drin – was auch auf den Weltmarkt und seinen Spekulationen auf Getreide an der Börse zurückzuführen ist.“ Weltweit würden nun die Ernten eingefahren – und die Engpässe ersichtlich. „Zum Beispiel in Spanien , wo es so heftig gebrannt hat“, sagt Weißert.

3 000 Euro Verlust beim Kauf
von Mehl für 20 000 Euro

Hinzu kommt jetzt noch ein Effekt, der auftritt, wenn das Mehl nicht nur über den Weltmarkt kommt, sondern auch regional angeliefert wird. „Jetzt haben unsere Mühlen angekündigt, dass sie in den nächsten 14 Tagen noch mal fünf Prozent oben drauf legen werden. Die Bauern hier klagen über Ernteeinbußen von gut 30 Prozent“, sagt Weißert. Wesentliche Mehl-Lieferanten vor Ort sind die Bäko West Genossenschaft und van Haag.

Weißert rechnet die Folgen vor: Wenn er für 20 000 Euro Mehl kaufe, führe die Preissteigerung zu einem Verlust von 3 000 Euro. „Das kann den Gewinn so runterfahren, dass das betriebsgefährdend sein kann.“

Weißert befürchtet darüber hinaus, dass es von den regionalen Mehlproduzenten noch weitere Aufschläge gibt – das könne bis zu 30 Prozent gehen, weil die Verluste entsprechend sind. Das beträfe diejenigen, die aus ökologischen Gründen dieses regionale Mehl verarbeiten.

Daraus ergibt sich die Frage, an welchen Stellschrauben die Betriebe drehen können, um das zu kompensieren – zum Beispiel beim Preis des am meisten vertriebenen Produkts: dem Brötchen. „In Krefeld liegt man im Schnitt bei 30 bis 35 Cent. Wer da im Wettbewerb schon jetzt bei 35 Cent liegt, wird es schwer haben, eine Preiserhöhung durchzusetzen.“ Er wolle den Kollege da nichts vorgeben – aber „auf Sicht“ werde man an eine Anpassung auf zumindesten 35 Cent nicht vorbeikommen, sagt er.

Für den eigenen Betrieb rechnen Weißert und seine Kinder, die den Betrieb mitführen, zeitnah mit einem Anstieg von 32 auf 35 Cent. Sollte die Ernte im kommenden Jahr gleich schlecht ausfallen, werde sich da nichts dran tun, „weil die Preise dann schon kalkuliert sind“. In Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein oder Hamburg liege man bei niedrigeren Personalkosten heute schon bei 40 bis 45 Cent, sagt Sohn Christian. Anlass zur Panik sieht er da (noch) nicht. Richtig eng werde es aber dann, so Weißert senior, „wenn die Ernten weltweit schlechter werden.“