Mediothek: Das Leben nach dem Boom

Nach drei Jahren ist die erste Begeisterung um die Mediothek verflogen. Wie stabil ist der Erfolg?

Krefeld. Die ersten Wochen waren der Wahnsinn. Die Mitarbeiter der Mediothek wurden fast überrannt von neuen Kunden und gierigen Bücherwürmern. „Als am Samstag Feierabend war, wollten wir uns alle nur noch hinlegen“, sagt Evelyn Buchholz, stellvertretende Leiterin der modernen Bücherei. „Ich erinnere mich daran mit einer Mischung aus Entzücken und Erschrecken.“

Drei Jahre ist das nun her. Der große Boom ist längst vorbei, die erste Begeisterung, die das neue Gebäude entfacht hat, naturgemäß verflogen. Für Mediotheks-Chef Helmut Schroers ist das keine Überraschung, ihn wundert etwas ganz anderes: „Unsere Zahlen gehen immer noch nach oben.“ Nicht so rasant wie am Anfang, aber doch stetig. 312 231 Menschen betraten im Jahr 2010 das Gebäude und liehen dabei mehr als 1,2 Millionen Medien aus — beides geringfügige Steigerungen zum Vorjahr.

Viel wichtiger aber ist: Der Erfolg ist dauerhaft. Die neue Mediothek erreicht weitaus mehr Krefelder als die alte Stadtbücherei. Gab es dort an die 13 000 Benutzerausweise, sind heute rund 17 000 in Umlauf. „Jeder wird im Schnitt von drei Personen genutzt“, sagt Schroers. Damit betritt jeder fünfte Krefelder regelmäßig die Mediothek.

Dieser Entwicklung konnte auch die jüngste Preiserhöhung nichts anhaben. Dass die Kunden seit 1. Januar 23 Euro pro Jahr bezahlen statt bisher 20 Euro, akzeptieren sie offenbar klaglos. „Es ist erstaunlich, wie gut das gelaufen ist. Wir hatten mit viel mehr Aufregung gerechnet“, sagt Schroers. Er ist froh, zumindest den Beitrag für Kinder stabil gehalten zu haben: „Daran lag uns sehr viel.“

Dennoch liegt die Krefelder Mediothek im regionalen Vergleich in der preislichen Spitzengruppe. „Nur Köln, Bonn und Recklinghausen sind teurer“, erklärt Schroers — um fast trotzig hinzuzufügen: „Aber wir bieten dafür eine Menge.“ Inbegriffen sind Downloads in der Digithek, die digitale Benutzung von Brockhaus und Munziger-Archiv und der Internet-Zugang in der Mediothek, bei Bedarf auch mit Leihgerät. „Wir entwickeln uns von der Ausleihstation zum Informationsvermittler“, sagt Schroers. Das Haus profitiere von seiner „hohen Aufenthaltsqualität“.

Dennoch bleibt das Angebot mit rund 200.000 Medien natürlich das Kerngeschäft. Und hier gibt Schroers auf Nachfrage die eine oder andere Sorge zu: „Der Verschleiß ist groß, das ist der Fluch des Erfolgs.“ Mit dem jetzigen Ankaufsetat von 260.000 Euro sinkt der Bestand jährlich um 2000 bis 3000 Medien. Die Erfolgsgeschichte der Mediothek wird sich damit wohl nicht fortschreiben lassen.