Ostwall: Krefelds unheimliche Unterwelt
Drei Rolltreppen sind abgebaut und durch Treppen ersetzt worden. Zwei weitere folgen. Eine neue Reinigungsfirma soll für mehr Sauberkeit sorgen.
Krefeld. Rollen sie - oder heute mal wieder nicht? Eine Reise in die Krefelder Unterwelt ist das reinste Rolltreppen-Roulette. Immer wieder sind einige der "elektrischen Lifte" in der Unterführung kaputt. Besonders für Mütter mit Kinderwagen, ältere Leute und Gehbehinderte ist dies eine unbefriedigende Situation. Hinzu kommen dunkle, oft schmutzige Gänge, Graffiti an den Wänden, ungepflegte WCs und mangelnde Sicherheit: Ärgernisse, die Kunden und viele der ansässigen Geschäftsleute stören.
"Zwei der neuen Mülleimer waren direkt abgetreten. Seitdem der Hausmeister weg ist, fühlen wir uns hier einfach nicht mehr so sicher. Wir plädieren deshalb für ein Rollgitter, mit dem die Unterführung abends abgeschlossen wird", sagt eine Laden-Inhaberin, die namentlich nicht genannt werden möchte. "Das wäre eine gute Lösung, denn wir haben ein Problem mit bettelnden, urinierenden Obdachlosen und Junkies", weiß Horst Becker von Tarifexpert.
"Die Plakatwände sehen total vergammelt aus. Und wenn der Kaufhof-Pavillon geschlossen hat, ist es zu dunkel in der Unterführung. Wer aus der Straßenbahn aussteigt und ’runter kommt, muss denken, er sei im Ghetto gelandet", fügt Kiosk-Besitzer Hans-Georg Vieten hinzu, der die Rolltreppen derzeit jeden Morgen selbst anschalten muss. "Wir brauchen hier dringend jemanden vom Ordnungsdienst. Ich renne oft zehn Mal am Tag raus und schalte sie wieder ein, weil ein paar Kinder Streiche spielen."
Ihre Probleme und Lösungsvorschläge haben die Geschäftsleute jetzt beim Ortstermin der Stadtverwaltung vorgebracht. Zum Vorzeige-Objekt werden die Unterführungen unter dem Ostwall sicher nicht. Doch ein besserer Zustand sollte allemal drin sein. "Wir werden die beschädigten Leuchten und Schilder erneuern. Für die Mauern gibt es einen Anstrich. Die Toiletten haben ja bereits eine neue Wartefrau. Für die Gewährleistung der Sauberkeit haben wir jetzt temporär eine Reinigungsfirma engagiert", versprach Tiefbauamtsleiter Hartmut Könner.
Auch das Rolltreppen-Roulette soll in seine (vorerst) letzte Runde gehen. Drei von 19 elektrischen Treppen an den Kreuzungen Rheinstraße und St.-Anton-Straße sind bereits abgebaut und durch normale Stufen ersetzt worden. Bis April sollen nun die zwei verbliebenen in Höhe Ostwall-Haltestelle an der Reihe sein. "Wir hatten Probleme mit der Lieferfirma der roten 70er-Jahre-Klinker. Um es stimmig aussehen zu lassen, wollten wir einen Stein in gleicher Form und Farbe. Die Klinker werden derzeit nachproduziert", erklärt Könner die Verzögerung.
"Mit dem eingeplanten Geld kommen wir aber gut aus", freut er sich. Weniger Grund zur Freude gibt der Auf- bzw. Abgang an der St.-Anton-Straße. "Wir haben hier einen größeren Schaden am Pumpwerk und suchen noch nach einer technischen Lösung. Dann müssen wir sehen, dass wir das Geld zusammen bekommen."
Das an Wartung eingesparte Geld soll in die Reparatur der verbliebenen Treppen investiert werden. Die abgebauten Teile dienen als Ersatzteillager. Generell soll sich an den Unterführungen aber nichts ändern, die technisch wie stadtplanerisch von gestern sind. Könner: "Heute würde man Autoverkehr durch den Tunnel, Fußgänger überirdisch leiten."
Betriebskosten: Betrieb und Reparatur der 19 Rolltreppen kosteten jährlich 190 000 Euro.
Sparpotenzial: 30 000 Euro pro Jahr kann die Stadt durch die Stilllegung der fünf Treppen sparen. Ab 19 Uhr werden die Treppen ohnehin abgeschaltet.
Baukosten: Ausbau von fünf Rolltreppen und Bau von Stufen kosten die Verwaltung voraussichtlich 93 000 Euro.
Ein Hausmeister war bis zum 31.Dezember 2006 im Dienst. Gereinigt wurde die Unterführung bisher von ABM-Kräften und Ein-Euro-Jobbern.