Diebstahl: Der Wald wird zum Tatort
In Krefeld hat das illegale Mitnehmen von Holz zugenommen. Nach „Kyrill“ ist auch die verbotene Motorsäge häufiger zu hören.
Krefeld. Dunkelheit liegtüber dem Forstwald. Langsam rollt ein Wagen auf einem der Wege durchdie Baumreihen. An einem "Polter", von Mitarbeitern des städtischenFachbereichs Grünflächen geschlagenes und aufgeschichtetes Holz, hälter an. Eine Gestalt steigt aus. Sekunden später kreischt eine Motorsägedurch den nächtlichen Wald. Die langen Holzstämme werden in handlicheStücke geschnitten und verschwinden im Kofferraum. Nach einer halbenStunde ist der Spuk vorbei.
So könnte er sich abspielen, der Holzklau in Krefeld. In jüngererZeit hat das illegale Sägen und Mitnehmen des Brennmaterials laut ArnoSchönfeld-Simon, Leiter der zuständigen Abteilung Wald- undForstwirtschaft, "massiv zugenommen". Mehrmals in der Woche kämen Fällewie der als Beispiel geschilderte vor.
"Kaminholz können wir überhaupt nicht draußen liegen lassen", sagtder 54-jährige Zuständige für die Kommunalwälder. Die Scheite, ausEiche oder Ahorn, sind anscheinend viel zu verlockend für Diebe. Fürden Stadtförster liegt der Hauptgrund für die unerlaubtenNacht-und-Nebel-Aktionen auf der Hand: die steigenden Energiepreise.
Doch es gibt die Möglichkeit, an Holz für den heimischen Ofen zugelangen, ohne dafür eine Anzeige wegen Diebstahls öffentlichenEigentums zu riskieren. "Wir geben Sammelscheine für die Zeit zwischendem 1. September und dem 31. März aus", erklärt Schönfeld-Simon. "EinSchein kostet nur sieben Euro." Rund 100 dieser Berechtigungen sindderzeit im Umlauf. In Krefeld ist die Nachfrage nach dem ältestenBrennstoff der Welt zu Beginn des 21. Jahrhunderts groß: "Mittlerweilewarten die Leute schon darauf, dass wir eine bearbeitete Fläche im Waldräumen" - um sich nach Restholz umzusehen.
Nicht gestattet ist das Sammeln an Sonn- und Feiertagen und derGebrauch von Motorsägen. Doch nicht alle halten sich an das Verbot fürdie schnellen Holz-Zerkleinerer: In den vergangenen Tagen musste derFörster schon mehreren berechtigten Sammlern, angelockt von den Schädendurch Orkan "Kyrill", die Lizenz abnehmen. Das unprofessionelleHantieren mit der Motorsäge ist äußerst gefährlich, warnt der studierteForstwissenschaftler. "Neben einer Schulung für das Gerät sindSchutzschuhe, -hosen und Helme aus Sicht der BerufsgenossenschaftPflicht." Viele gingen aber einfach nur in Jeans in den Wald.
Stadtförster Arno Schönfeld-Simon weistdarauf hin, dass aufgrund der Gefahrensituation im Wald nach dem Orkanin der vergangenen Woche "bis auf weiteres davon Abstand genommen wird,Sammelscheine auszugeben".
Der "Holzleseschein" kostet sieben Euro. Derzeit sind etwa 100 solcher Lizenzen im Umlauf. Vom Gang in den Wald ist aber derzeit abzuraten.
Über 1000 Hektar Wald gibt es im Stadtgebiet, rund 78 Prozentsind in kommunalem Besitz, der Rest ist in privater Hand. Bei denstädtischen Wäldern steht die "Erholungsfunktion" im Vordergrund.
Mit Schubkarren und PKW kommen die Sammler, um das begehrteHolz abzutransportieren. Erlaubt ist nur das Befahren öffentlicherWege. Das Sammeln an Sonn- und Feiertagen ist ebenso verboten wie derGebrauch von Motorsägen.
Trocknung: Das frische Holz kann nicht sofort verfeuertwerden, sondern muss erst einige Zeit liegen. Gut geeignet für denKamin sind etwa Eiche und Ahorn.