Patient Baum erholt sich langsam

Der Bericht zum Zustand des Waldes fällt für 2012 positiver aus als für das Vorjahr. Aber: Alle Eichen sind krank.

Krefeld. Wenn am 25. April der internationale Tag des Baumes ansteht, kann die Stadt Krefeld eine gemischte Gesundheitsbilanz ihres Bestandes vorweisen. Denn wenige Tage vor diesem Datum hat der Fachbereich Grünflächen den Waldzustandsbericht für das Jahr 2012 vorgelegt.

Zentrale Aussage: Die Belastung der Bäume durch Schädlinge und Krankheiten hat sich gegenüber dem Vorjahr leicht verringert, die negative Entwicklung der vergangenen Jahre hat sich allerdings nur stoppen, aber nicht umkehren lassen.

Die Experten beziffern in dem Bericht, der heute im Umweltausschuss (Rathaus, Raum C 2, ab 17 Uhr) vorgelegt wird, den Anteil der gesunden Bäume in Krefeld auf 17 Prozent, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Trotzdem stellt diese Zahl nur eine schwache Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren dar, denn seit dem Jahr 2007 (38 Prozent) hatte sich dieser Wert kontinuierlich verschlechtert — mit dem oben beschriebenen Tiefpunkt im Jahr 2011 mit nur elf Prozent an Bäumen ohne Schäden.

Besondere Sorgen bereitet den Mitarbeitern im Fachbereich Grünflächen die Eiche: In Krefeld gibt es kein einziges Exemplar ohne Schadensmerkmale, die Gruppe der schwach beschädigten Bäume beträgt dem Bericht zufolge 25, die der stark beschädigten sogar 75 Prozent.

„Ein Grund dafür ist der Befall durch den Prachtkäfer“, sagt Heino Thies, der kommissarische Leiter des Fachbereichs. Dieser sogenannte Zweitschädling trete bei bereits angeschlagenen Bäumen auf, die durch andere Schädlinge, durch Pilzbefall oder aber auch sinkenden Grundwasserspiegel geschwächt seien.

Positiv entwickelt haben sich dagegen die in Krefeld dominanten Buchen. „Nach der Vollmast im Jahr 2011 konnte sich der Bestand deutlich erholen“, so Thies.

Von den Bäumen auf den insgesamt etwa 1300 Hektar Krefelder Waldfläche sind 2012 rund 400 Exemplare gefällt worden, im Straßenbereich seien seit Winterbeginn 2012 bis einschließlich Februar dieses Jahres 85 Bäume entfernt worden. „In Straßenbereich ergibt sich die Anzahl der notwendigen Fällungen aus den laufenden Kontrollen, häufig auch kurzfristig, etwa aus Gründen der Verkehrssicherheit“, erläutert Thies.

Von den rund 27 000 Straßenbäumen seien 1500 erkrankt (etwa 5,5 Prozent). Platanen machten den Großteil davon aus, da diese häufig von der sogenannten Massariakrankheit befallen seien — eine Pilzerkrankung, die zum Absterben und Brechen einzelner Äste führt. Anlass zur Sorge bieten hier auch viele von der Pseudomonas-Bakterienkrankheit befallenen Kastanien.

Zu den Ursachen, die die Bäume anfällig für Schäden machen, gehören laut Thies schlechte Standortbedingungen wie Bodenverdichtungen oder sinkendes Grundwasser, aber auch Stamm- und Rindenverletzungen durch Kraftfahrzeuge.

Für die Bekämpfung der Schäden und deren Ursachen stehen dem Fachbereich Grünflächen aufgrund des knappen städtischen Haushalts weniger Mittel zur Verfügung, als der kommissarische Leiter sich wünschen würde. „Wir haben uns mehr Geld für Projekte aus dem Programm Stadtumbau West erhofft“, sagt Heino Thies.

Ihm und seinen Mitarbeitern stehen für die Beschaffung und Pflanzung von Straßenbäumen in diesem sowie im nächsten Jahr jeweils 100 000 Euro zur Verfügung. Für deren Pflege hat die Politik noch einmal jeweils 150 000 Euro bewilligt.

Auch wenn die desaströse Entwicklung bei der Baumgesundheit insgesamt vorerst gestoppt scheint, auf zwei neue Sorgenkinder deutet der Waldzustandsbericht 2012 hin: Eine Krankheit namens Eschentriebsterben setzte der gleichnamigen Baumart seit einiger Zeit zu. Und auch der Bergahorn weist zunehmend starke Beschädigungen auf — ohne dass die Baumpfleger die Gründe dafür kennen.