Räuber schießen Kassiererinnen ins Gesicht (mit Video)
Krefeld. Hätte sie ihr Gesicht nicht abgewandt, wäre sie womöglich erblindet. Eine Supermarkt-Kassiererin (24) musste die volle Wucht einer Gaspistole spüren. Heißer Ruß, aus nur wenigen Zentimetern mitten ins Gesicht geschossen, verbrannte ihr die Haut.
Ein 19-jähriger Räuber stand plötzlich vor ihr und feuerte ohne Vorwarnung, nachdem sie die Kasse geschlossen hatte. Später sagte er der Polizei, er habe die Nerven verloren.
Die Ermittler zeigten sich am Mittwoch bei einer Pressekonferenz erleichtert, dass sie das räuberische Trio dingfest machen konnte, dem der junge Mann angehörte. Anette Cruel, Leiterin der Direktion Kriminalität in Krefeld, bezeichnete die Verdächtigen als „brandgefährlich“. Bei zwei Überfällen an der Kölner Straße, am 12. März auf eine Spielhalle und am 27. März auf einen Norma-Markt, sollen die Räuber (27, 19) grundlos geschossen haben. Kriminalhauptkommissar Frank Croonenbroeck vermutet: „Es war eine Machtdemonstation des Haupttäters.“
Bei dem Mann, den die Polizei für den Führer der Gruppe hält, handelt es sich um einen 27-jährigen Wohnungslosen. Er soll nach Sicht der Polizei Druck auf seine damalige Freundin und einen Bekannten (beide 19) ausgeübt und sie so zu den Straftaten angestachelt haben. Die junge Krefelderin spionierte die Tatorte aus, während die Männer sich mit Gaspistole und Elektroschocker Respekt verschafften.
In der Spielhalle soll der 19-jährige Krefelder einen unbeteiligten Kunden zu Boden geworfen und ihn mit dem Fuß fixiert haben. Nachdem sich die Räuber bereits aus der Kasse bedient hatten und eigentlich schon auf dem Weg nach draußen waren, drehte sich der 27-Jährige noch einmal um und feuerte Reizgas auf die Kassiererin. So brutal wie unnötig.
Gerade diese Skrupellosigkeit beunruhigte die Ermittler. Croonenbroeck: „Das geschossen wird, ist eine Hemmschwelle, die nur wenige Täter einfach so überschreiten.“ Es gab zwar Videomaterial von der Attacke in der Spielothek, jedoch keine heiße Spur. Bis zum vergangenen Freitag.
Da meldete sich ein Insider auf der Krefelder Wache und gab den Beamten den entscheiden Tipp. „Er kannte den Haupttäter und war von ihm bedroht worden“, sagt der Kommissar. Am Montag nahm die Polizei den Kopf der Gruppe in Geldern fest, wo er sich bei einer Bekannten versteckt hielt.
Von seiner Vergangenheit wird sie zwangsweise etwas mitbekommen haben, denn der Mann ohne festen Wohnsitz hat bereits sechs Jahre im Gefängnis verbracht und steht auch heute noch unter Bewährung. Der Kriminelle sei „quer durch die Bundesrepublik“ polizeilich in Erscheinung getreten. Daher schätzt Croonenbroeck in Bezug auf eine mögliche Gefängnisstrafe: „Ich könnte mir in diesem Fall auch einen zweistelligen Rahmen vorstellen.“ Fünf Jahre Haft sind Minimum, da geschossen wurde. Während die Männer bis zur Verhandlung in U-Haft sitzen, ist die 19-Jährige auf freiem Fuß. Bislang hatte sie sich nichts zu schulden kommen lassen.
Sicherlich könnte die Kassierin auch zivilrechtlich gegen den brutalen Schützen vorgehen. Doch die Aussichten auf Schmerzensgeld sind gering. Alle drei Täter gingen keiner geregelten Arbeit nach.