Sex von der Ehefrau erzwungen?

Der Angeklagte leugnet die Vorwürfe. Die 30-jährige Frau hat die Scheidung beantragt.

Foto: dpa

Krefeld. Wo fängt unter Eheleuten sexuelle Gewalt an? Ist diese auch dann gegeben, wenn die Frau dem Drängen des Mannes nachgibt, um einer Nötigung und möglichen Verletzung zu entgehen? Mit diesen Fragen befasst sich das Schöffengericht derzeit in Krefeld. In drei Fällen angeklagt ist ein 40-jähriger Krefelder wegen Vergewaltigung mit Körperverletzung.

Der Beschuldigte gibt über seine Ehe und sein Sexualleben zwar bereitwillig Auskunft, bestreitet allerdings, Zwang ausgeübt zu haben. „Die Vorwürfe stimmen so nicht. Wir hatten guten Sex, aber ohne Gewalt“, sagte er in der Verhandlung am Freitag. Auch seine Frau bestätigte, dass die seit 2000 bestehende Beziehung zumindest zu Beginn „harmonisch und liebevoll“ gewesen ist.

Doch schon Mitte 2001 soll es erstmals zu einem erzwungenen Beischlaf gekommen sein, berichtete die Frau unter Tränen. Sie habe ihren Mann angefleht aufzuhören, schließlich Widerstand geleistet und ihn gebissen. Er habe sie daraufhin an den Händen festgehalten und sie vergewaltigt. Dabei habe sie Blutungen davon getragen. Außerdem habe sie durch die Aufregung einen Asthmaanfall erlitten.

Vom Ablauf ähnlich schilderte die 30-Jährige zwei weitere Fälle im gleichen Jahr vor und nach einem gemeinsamen Urlaub in der Türkei. Dort hatte sie sich bei einem Unfall einen Fuß gebrochen, was ihr Schmerzen bereitete. Aus diesem Grund wollte sie mit ihrem Ehemann nur „Kuscheln, aber ohne Geschlechtsverkehr“. Dennoch habe er sich mit Gewalt über ihren Willen hinweggesetzt. Als sie sich wehrte und ihm mit der Hand gegen das Ohr schlug, verletzte sie ihn am Trommelfell.

Auch in den folgenden Jahren habe ihr Mann sie immer wieder zum Sex gedrängt, wobei sie aus Angst vor Verletzungen zumeist nachgegeben habe. Ihr Mann habe dabei ihr Geständnis ausgenutzt, in Jugendjahren von einem Onkel missbraucht worden zu sein. Er habe daraus abgeleitet, sie müsse doch einiges gewöhnt sein. Als er sie jedoch Ende April 2013 erneut vergewaltigt habe, habe sie ihm das schon zuvor angekündigte Ende der Beziehung erklärt.

Daraufhin ist sie mit den gemeinsamen drei Kindern ausgezogen und lebt jetzt bei ihrer neuen Lebensgefährtin, bei der sie Trost und Schutz gefunden habe. Nach Anhörung weiterer Zeugen wird am 7. November das Urteil erwartet.