Sozialen Organisationen gehen die Helfer aus

Ab Juli gibt es keine Zivis mehr. Ob der Bundesfreiwilligendienst als Ersatz taugt, ist umstritten. Viele soziale Organisationen wie die Krefelder Tafel stehen vor großen Problemen.

Krefeld. Mit dem Ende der Wehrpflicht wird Ende Juni auch der Zivildienst abgeschafft — ein Debakel für viele soziale Einrichtungen, die die Zivildienstleistenden fest eingeplant haben. „Wir beschäftigen im Durchschnitt vier Zivis und wissen nicht, wie wir ab Juli ohne diese routinierten Kräfte auskommen sollen“, klagt Wolfgang Krumm.

Der Vorstandsvorsitzende der Krefelder Tafel bezweifelt, ob sich über den neu geschaffenen Bundesfreiwilligendienst genügend Ersatz rekrutieren lässt. Bei der Tafel helfen zwar auch regelmäßig Ein-Euro-Jobber aus. Doch die sind laut Krumm als Aushilfskräfte oft weniger qualifiziert und eingearbeitet als die Zivildienstleistenden.

Bei der Krefelder Tafel leisten die Zivis wertvolle Arbeit, sammeln Lebensmittel bei Spenderfirmen ein, verteilen die Ware an Bedürftige und Einrichtungen. „Eine anspruchsvolle Aufgabe, die Organisationstalent, Mitdenken und selbstständiges Arbeiten voraussetzt“, sagt Krumm. „Wir werden in Zukunft regelmäßig bis zu acht Freiwillige brauchen, um die bisherige Leistung weiterhin anbieten zu können. Ich erwarte zumindest vorübergehend Lücken im Arbeitsablauf.“

Christoph Abrahamczik von dem zum Paritätischen Wohlfahrtsverband gehörenden Fahrdienst Parimobil sind schon seit Ende 2010 die Zivis ausgegangen. Der Betriebsleiter bedient sich zurzeit für den Fahr- und Behindertenfahrdienst bei Mini-Jobbern und verweist auf die finanziellen Probleme. „Wir zahlen ihnen 8,65 Euro pro Stunde — erheblich mehr als den Zivis, was unsere gesamte Kalkulation über den Haufen wirft.“. Vom Gesetzgeber wünscht er sich verbindliche Zusagen, damit er gezielt um solche Kräfte werben kann.

Händeringend sucht auch die Caritas für ihre diversen Einrichtungen einen Ausgleich für im letzten Jahr noch 51 Zivildienstleistende. „Wir gehen davon aus, dass wir diese Plätze nicht wie bisher besetzen können“, berichtet Hajo Nottebrock

Der für die Betreuung der Zivis Verantwortliche hält die Abschaffung des Wehrdienstes für überstürzt, ohne dass die Folgen berücksichtigt wurden. Er hofft allerdings auf eine Entspannung der Situation durch den Bundesfreiwilligendienst, weil die Gruppe ohne Alters- und Geschlechtseinschränkung größer sei als die der Zivis. Von diesen hätten zumindest einige freiwillig ihre Verträge verlängert, bis sie mit Beruf oder Studium beginnen.

Außerdem gebe es Anmeldungen zum freiwilligen sozialen Jahr. „Wir hoffen auf einen Schub im Mai, wenn der Bund seine Werbekampagne startet“, bemüht Nottebrock das Prinzip Hoffnung und zeigt sich offen für die Anmeldung von Freiwilligen aller Art.