Mit dem Steinadler auf Du und Du

Theo Schürholz hat den German Cup im Gleitschirmfliegen gewonnen. Die Harmonie mit den Elementen fasziniert ihn.

Krefeld-Fischeln. Wenn er oben ist, hat er eine andere Sicht auf die Landschaft, auf die Dinge, auf die Welt. Die aus der Vogelperspektive. Das ist es, was den Krefelder Theo Schürholz immer wieder mit dem Gleitschirm in die Luft zieht. Und dieses unglaubliche Gefühl der Erhabenheit, die Harmonie mit der Natur, wenn er das Glück hat, mit einem Bussard oder sogar mit einem Steinadler zu kreisen.

Die Schönheit der Tiere zu erleben, zu merken, dass sie keine Angst vor ihm haben, zu spüren, dass sie mit ihm spielen, ihn mit einbeziehen in ihren Flug. Dann, so glaubt er, ist er mit den Vögeln auf Du und Du.

"Ich bin mit dem Fliegen aufgewachsen", sagt Theo Schürholz. Sein Vater gründete eine Schülerfluggemeinschaft. Mit 16 Jahren dreht der heute 56-Jährige seine erste Runde im Segelflugzeug. Angst hatte er nicht, nicht vor der Höhe, nicht vor der Geschwindigkeit. Stattdessen bekam er eine Ahnung von der Freiheit.

Weil das Fliegen ihn gepackt hatte, dachte er vor dem Abitur darüber nach, Pilot zu werden. Aus Liebe zu den Naturwissenschaften entschied er sich dagegen und wurde Lehrer. Das Fliegen wurde zu seinem größten Hobby.

Heute unterrichtet der Krefelder Chemie, Physik und Biologie am Gymnasium Horkesgath.Jetzt hat er den German Cup im Gleitschirmfliegen gewonnen. Unter 80 Teilnehmern ist er der Beste und darauf ist er stolz. Denn einen Wettkampf weiß er durchaus zu schätzen, "da bin ich ehrgeizig".

Weil er aber nicht nur Flieger, sondern auch Lehrer ist, möchte Schürholz, der auch im Vorstand bei den Fliegerfreunden Niederrhein sitzt, seine Erfahrungen und den Spaß am Fliegen an Interessenten weitergeben. Das geht am besten per Probestunde oder Tandemflug - also beim Fliegen zu Zweit, für die er gerne vermittelnd zur Verfügung steht.

Das Mindestalter fürs Fliegen - Segelflieger oder Gleitschirm - liegt bei 14 Jahren. Den Flugschein machen und ohne Lehrer abheben darf man mit 17 Jahren. Nur für Tandemflüge gibt es keine Altersbeschränkung.

Etwas 40 Starts und Landungen - das Schwierigste beim Fliegen - braucht ein Anfänger, bis er bereit ist für die Flugschein-Prüfung, weiß Schürholz. Die Kosten für Flugstunden und Prüfung belaufen sich auf etwa 1000 Euro.

Besondere Voraussetzungen müssen Neulinge nicht erfüllen. "Mindestens 30 Kilogramm sollte der Flieger wiegen. Denn Geschwindigkeit und Richtung des Gleitschirms werden mit den Händen und dem Gewicht gesteuert", sagt Schürholz. Besondere sportliche Fitness brauche man nicht. "Man muss das Gewicht des Gleitschirms, etwa 10 Kilogramm, tragen und ausdauernd sein, denn ein Flug kann mehrere Stunden dauern." Ein Segelflieger erreicht Geschwindigkeiten von 100 bis 200Kilometer pro Stunde und kann Strecken bis zu 1000 Kilometern zurücklegen.

Gleitschirmfliegen ist gemächlicher, ungefähr 35 bis 40 Stundenkilometer. Es ist "wie eine Fahrradtour in den Wolken", sagt Schürholz. Je nach Thermik kann man Distanzen von 50 bis 200 Kilometer bewältigen. Im Moment zieht Schürholz die bedächtige Variante vor. Denn da bleibt mehr Zeit für Eindrücke.

Schürholz Traum: Einmal als Lotse mit den Zugvögel fliegen, ihnen mit seinem Gleitschirm die Richtung weisen, sie auf ihren Weg gen Süden schicken. Noch näher dran zu sein als beim Steinadler. Als ihresgleichen akzeptiert zu werden. Das reizt ihn nicht nur als Flieger, auch als Biologe.

Jetzt steht der Herbst vor der Tür und die Saison fürs Segelfliegen neigt sich dem Ende zu. Denn die Thermik ist nicht mehr so geeignet. Gleiten kann man trotzdem, wenn auch nicht mehr so häufig. Für Schürholz werden in diesem Jahr noch einige Starts drin sein. Im Winter wird er auf das Snowboard und die Skier umsteigen. Bis er im Frühjahr endlich wieder abheben kann.