Seine Paraderolle ist „dat Fräulein Grotemeyer“

Wolfgang Müller organisiert Mundart-Abende. Die Resonanz ist riesengroß.

Krefeld. An der Straße Hulterkamp im westlichen Fischeln ist derzeit was los. Hier wohnt Wolfgang Müller, genannt WoMü und Leiter der Mundart-Gruppe des Fischelner Bürgervereins. Die Fischelner laufen ihm die Tür ein, um Karten für einen der drei für Anfang April geplanten Mundart-Abende zu ergattern.

Im Jahre 1998 hatte Müller die Idee zu einem Mundartabend im südlichen Vorort. Er erfand den etwas trotzigen Titel "Och wir kalle Platt" für die inzwischen schon traditionelle Frühjahrsveranstaltung. Damals hatte Wolfgang Müller sich schon einen Namen mit Mundarttexten gemacht und zusammen mit Heinz-Josef Hütténes schrieb er viele Sketche.

Er ist selbst immer wieder überrascht über das Echo in Fischeln. Dabei ist er nicht einmal dort geboren. Er kam 1936 in der Krefelder Innenstadt zur Welt und ist im Schatten der Josefskirche groß geworden. Später, sein Vater war früh verstorben, verschaffte ihm sein Großvater durch Beziehungen einen Ausbildungsplatz zum Maschinenschlosser. Er qualifizierte sich zum Verspanungstechniker und arbeitete bei der renommierten Maschinenfabrik Küsters. Mit seiner ersten Frau, die leider früh verstarb, hatte er zwei Söhne und zog 1967 nach Fischeln. Der älteste Sohn lebt heute in Borken und arbeitet als Landwirtschaftsberater. Dessen vier Kinder sorgen dafür, dass Müller Großvaterfreuden genießen kann. Sein zweiter Sohn, der Arzt wurde, lebt in Niedersachsen. Ursula, seine zweite Frau, eine gebürtige Kraues von der Marienstraße, lernte er bei Küsters kennen.

Müllers Mundart hat sich seit den Fischelner Jahren sozusagen südlich angereichert. Lange Jahre hatte Wolfgang Müller den Vorsitz im Fischelner Bürgerverein inne. Er organisierte die beliebten Weihnachtsfeiern und Märkte und sorgte mit seinen Vorträgen als "Launologe" für gute Stimmung. Seine Paraderolle ist "dat Fräulein Grotemeyer". Schnell hatte Müller, der auch zahlreiche mundartliche Texte in der "Fischelner Woche" veröffentlichte, die Vorzüge des Computers entdeckt. Nur mit der Rechtschreibprüfung haderte er. Sie unterstrichelte immer wieder Mundartbegriffe als falsch. Und weil ihn das nervte, legte er sich einen Vorrat "richtiger" Wörter an und befahl seinem elektronischen Helfer, diese anzuerkennen. Nun verfügt Müller über viele hundert Mundartwörter, auf die er zurückgreifen kann.

Neben seinem Hobby reist er gern mit Frau Ursula und alle 14Tage steht eine Radtour mit Freunden auf dem Programm. Im Arbeitskreis Mundart des Krefelder Vereins für Heimatkunde ist er ebenfalls aktiv. Aus seiner Feder stammen humorvolle Beiträge im Sammelband "Noch miehr Schüenen Duorieen". Die Mundart bescherte ihm im Laufe der Jahre einen richtigen Fanclub. Wenn er "ins Dorf" will und es eilig hat, dann muss er die Kölner Straße meiden, denn da spricht ihn fast jeder an. "Ich brauche dann von Papierkorb zu Papierkorb fast eine Stunde" stöhnt er. Und der Schalk guckt aus seinen Augen.