WZ-Bus: Bis zu zwei Tonnen Müll am Vera-Beckers-Kolleg erhitzen die Gemüter

Lärm, Schmutz und Verkehrsprobleme: Die Anwohner am Vera-Beckers-Kolleg lassen ihrem Unmut freien Lauf.

Krefeld. Mehr als 3500 Schüler besuchen das Vera-Beckers-Kolleg an der Girmesgath und die Kaufmannschule an der Westparkstraße. Seit dem Rauchverbot auf den Schulgeländen sorgen sie, auf den Gehweg stehend, für viel Lärm, Schmutz und Verkehrsprobleme. Die WZ sah sich die Situation an, die Betroffenen konnten bei der "Mobilen Redaktion" ihre Meinung sagen.

"Zurück gelassene Pizzakartons und Zigarettenkippen sind das eine Übel, das andere sind die Schüler selbst. Nach Schulschluss und in den Pausen strömen sie in Scharen über die Westparkstraße, bleiben auf der Fahrbahn und auf dem Radweg stehen oder provozieren durch bewusstes Schlendern Auto- und Radfahrer. Selbst die vorbeifahrende Polizei greift da nicht ein", so die Beobachtung von Paul Wietzoreck.

Ganz aufgeregt kommt Elisabeth Busch, früher Wirtin des "Karussell", zum WZ- Bus: "Ich wohne seit 50 Jahren im Haus Am Eisstadion 1. Da die Schüler auf dem Hof nicht mehr rauchen dürfen, bevölkern sie die angrenzenden Straßen: In der linken Hand die Zigarette, in der rechten ein Baguette." In der großen Pause gegen 11 Uhr sei es besonders schlimm. "Letztlich habe ich sogar einen Schmutzfink ertappt, als er in unserem Hauseingang urinierte. Eine Katastrophe und Sauerei zugleich", berichtet sie.

"Beim neuen Trakt des Vera Beckers-Kollegs ist der Schuleingang von der Westparkstraße auf die Müller-Brüderlin-Straße verlegt worden", so die Anwohnerin Inge Segermann: "Jetzt ist da kein Durchkommen mehr. Alles dicht durch abgestellte Fahrräder und Autos. Selbst die Kehrmaschinen müssen passen. In den Pausen sitzen die Schüler auf den Bürgersteigen und hinterlassen Berge von Kippen. Es müssen unbedingt Radständer im Innenhof aufgestellt werden. Der Eingang Westparkstraße sollte geöffnet werden. Da hält ja auch direkt der Bus."

Immer mittwochs reinigt die GSAK den Bereich rund um das Vera-Beckers-Kolleg. "Wir sammeln bis zu zwei Tonnen Müll hier jede Woche auf", berichtet Jörg Frass, Einsatzleiter bei dem Entsorgungsunternehmen.

Sowohl ein Abfall- als auch ein Verkehrsproblem sieht Heinz-Günther Roeder. "Immer dann, wenn Schüler ankommen und abfahren, ist es besonders chaotisch", sagt der Bewohner der Canisiusstraße. Vier Straßenspuren, vier Gehwege und zwei Radspuren kommen am Knotenpunkt Westparkstraße / Girmesgath zusammen, rechnet Roeder vor.

Hinzu kommen zwei stark frequentierte Haltestellen, das Stadthaus und neuerdings das Salvea-Gesundheitshaus. Roeder fordert den Umbau der Kreuzung und eine Ampel. Zum Müll sagt der Anwohner: "Die Hinterlassenschaften der Imbissbuden an der Gaststätte Karussell finden sich überall. Die jungen Leute sehen den Gehweg als rechtsfreien Raum. Hier muss die Stadt dringend kontrollieren."

Roderich Kocken appelliert an die Vernunft der Schüler: "Wenn das nicht hilft, sollten die Lehrer ein Machtwort sprechen und klassenweise den Pennälern einen Besen in die Hand drücken."

Mit Schildern vor seinem Haus an der Müller-Brüderlin-Straße hat sich Steffen Gerstmann beholfen. "Dort steht drauf: Abfall auf die Straße werfen kosten beim Ordnungsamt 35 Euro", berichtet er. Regelmäßig sitzen junge Leute auf den Treppen an seiner Türe. "Nur wenige Meter weiter steht ein Aschenbecher und ein Mülleimer. Den zu nutzen ist den Schülern aber zu bequem."

"Wir unterstützen vom Bürgerverein die Anwohner in allen Punkten", sagt Heinz-Dieter Wittig, 2. Vorsitzender des BV Nord-West. Der Vorschlag des Vereins, größere Müllbehälter aufzustellen, wurde mit dem Argument abgeschmettert, das erlaube die Ortssatzung nicht. "Vom einem 18- oder 19-Jährigen, der wie ein Erwachsener behandelt werden will, sollte man so viel Sozialverhalten erwarten, dass er die Mülleimer nutzt und den Straßenverkehr nicht gefährdet."

Helga Birmes wohnt auf der Prinzenbergstraße, einer Nebenstraße der Girmesgath: "18 bis 19-jährige Schüler stehen neben mir, lassen einfach den Müll fallen und grinsen nur, wenn ich ihnen meine eigene Tonne anbiete."

Den Umbau vor der Kaufmannschule mit neuem Eingang und Aufenthaltsfläche am Schultor, die die Schule selber bezahlt hat, lobt Roderich Kocken. "Seitdem wird es dort jeden tag besser. So etwas muss auch am Vera-Beckers her." Kocken schlägt vor, die Lehrer müssten als Vorbild dienen. "Wenn sie mit Besen in der Hand einmal die Straße fegen, werden sich die Schüler davon etwas abgucken", glaubt er.

Eine Möglichkeit, die Schüler vom Queren der Straße abzuhalten, sei ein Stankett am Grünstreifen der Girmesgath, meint Uwe Köster. "Meine Frau und ich nehmen zwischen 8 und 14 uhr mit dem Auto oder dem Fahhrrad bewusst einen Umweg, weil wir die Situation an der Girmesgath nicht ertragen", sagt Kocken.

Hans-Walter Evers macht seinem Herzen Luft: "Berge von Schmutz sind an der Ecke "Am Eisstadion/Westparkstraße" aufgetürmt. Die Betreiber der Geschäfte müssen auch auf Sauberkeit vor ihrer Türe achten. Die Schüler bringen nicht einmal die leeren Flaschen weg. Da muss sogar der Hund einen Umweg einschlagen."

Die Schülerinnen Nathalie Engelen (17) und Nathalie Mickerts (16) sind Schülerinnen und essen gerade eine Pizza. Beide: "Wir entsorgen den Karton im Mülleimer am Laternenmast." Die WZ war Zeuge!