Botanischer Garten: Schönheit nur zum Anschauen
Bei einer Führung hat der Gärtnermeister verraten, was man in der Natur essen darf und welche Pflanzen giftig sind.
Krefeld. "Die schmecken lecker, auch im Salat", weiß die Hobbygärtnerin und steckt sich eine lila Blüte in den Mund. Die kleine Kostprobe ist erlaubt: Man steht im Botanischen Garten bei den Küchenkräutern, und Richard Frücht hat beim Borretsch, dem Gurkenkraut, zustimmend genickt. 5000 Pflanzenarten gedeihen auf 45 000 Quadratmetern Fläche Der Gärtnermeister führt ein Dutzend Pflanzenfreunde durch sein Reich. Hier wachsen auf 45 000 Quadratmetern rund 5000 Pflanzenarten. Alltägliche und seltene Pflanzen, Heilkräuter und Giftpflanzen, gegliedert an Wegen, Wiesen und Teichen. Der Rundweg am Sonntagmorgen dauert zwei Stunden. Es gibt viel zu sehen, viel zu staunen und auch zu lernen. Ein junger Mann zum Beispiel hat ein bräunliches, kinderfaustgroßes Etwas unter einer Eiche gefunden. Richard Frücht nimmt die Gewebewucherung, die hölzern aussieht, aber viel weicher ist, in die Hand, bricht sie auf und erklärt: "Das ist von einer Gallwespe - vielleicht sind noch Maden drin." Doch man sieht nur die Gänge der kleinen Tiere, sie sind schon aus ihrem Wirt verschwunden. Ein älterer Herr erinnert sich: "Aus dieser Galle und Eisen hat man früher Tinte gemacht, die war tief dunkelblau." Im Apothekergarten wachsen heilbringende Stauden Sehr dunkel sind auch die Früchte, die die Teilnehmer der Führung ganz in der Nähe kosten dürfen: Maulbeeren. Sie sehen aus wie schlanke Brombeeren und schmecken nicht ganz so aromatisch. Dieser Baum gehört ja wie kein anderer in die Stadt von Samt und Seide: Die Blätter des Maulbeerbaums sind die Leibspeise der Seidenraupen, deren Produkte einst Krefelds Ruhm und Größe ausmachten. Im Apothekergarten sind die Pflanzen danach geordnet, welchem menschlichen Organ sie guttun. Beinwell für die Beine, Kümmel und Anis für die Verdauung, Schöllkraut gegen Warzen. Die giftigen Pflanzen haben einen eigenen Bereich: Buchsbaum, Lorbeer, Eiben, Goldregen sind gefährlich. Wer sich für die Saat oder Ableger interessiert, kann beim Gärtner gerne nachfragen. Am 2. September ist im Botanischen Garten wieder Tauschtag.