Der Herr der Schmetterlinge
Rolf Odendahl hat über 17500 Falter zusammengetragen. Er sieht sich eher als Wissenschaftler.
Krefeld-Traar. Seine ärgsten Feinde sind Museumskäfer und Staubläuse. 17.500Tagschmetterlinge hat Rolf Odendahl im Laufe seiner langen Karriere als Sammler zusammengetragen. Der 88-Jährige begeisterte sich schon als Jugendlicher für die filigranen Flügelschwinger. "Das Sammeln von Schmetterlingen ist mit einem wissenschaftlichen Hintergrund zu sehen", erklärt Odendahl. Es geht ihm um den Erhalt der Schmetterlinge für die Nachwelt. "Viele Arten sind ausgestorben, nicht etwa durch das Sammeln, sondern durch die Zerstörung von Lebensräumen", sagt Odendahl.
Seit 1962 ist der Sammler mit dem Entomologischen Verein Krefeld verbunden, der sich mit allen Themen der Biologie und Systematik einheimischer Insekten befasst. Als Schriftführer, zweiter Vorsitzender und Kassierer machte sich Odendahl um den Verein verdient. Heinz Schwan, Vorsitzender des Vereins, weiß die Verdienste seines Ehrenmitgliedes Rolf Odendahl auch aus der wissenschaftlichen Sicht zu würdigen. "Herr Odendahl ist ein exzellenter Präparator", sagt Schwan.
Auch er weiß um die Problematik der schwindenden Arten. "Vor 1960 wurden für das Krefelder Stadtgebiet 63 Arten nachgewiesen, heute sind es rund 30", erklärt der 68-Jährige.
In den hunderten Schaukästen, die Rolf Odendahl sein eigen nennt, sind alle Schmetterlinge mit Beschreibung, Ort und Datum des Fangs präpariert. "Epiphron" steht auf dem kleinen Schild unter dem samtig schimmernden Falter. Darunter die Jahreszahlen 1916/1937 für die letzte Sichtung eines Weibchens und Männchens dieser Art. Der braun-gelbe Schmetterling ist auch unter dem Namen "Harzer Mohrenfalter" bekannt, da es ihn früher nur in dieser Gegend gab. "Vermutlich ist er ausgestorben", sagt Rolf Odendahl, der das Schmetterlings-Paar aus einer alten Sammlung übernommen hat.
Manche Arten sind nur auf bestimmte verborgene kleine Täler beschränkt und deshalb äußerst selten. Wie der Apollo-Falter: Der weiß-gelbe Schmetterling mit den roten Flügel-Augen kommt in Deutschland nur an der Mosel vor - Odendahl hat ihn ebenfalls konserviert. Der Apollofalter ist streng geschützt und darf nur mit einer Ausnahmegenehmigung gefangen werden. Der Krefelder hatte diese Genehmigung und fühlt sich dem Ehrenkodex der entomologischen Feldarbeit verpflichtet.
Heute ist der 88-Jährige nicht mehr mit dem Fangnetz unterwegs, sondern hegt und pflegt die Sammlung. Doch früher, als die Familie Urlaube am Strand genoss, zog es Rolf Odendahl in die Berge. Auf Elba, Kreta und Rhodos und in ganz Europa machte sich der Sammler auf die Suche nach Schmetterlingen. "Einmal bin ich drei Jahre einer Art hinterher gelaufen, bis ich sie gefunden habe", erinnert sich Odendahl.
Er sieht sich eher als Wissenschaftler, denn der Begriff Sammler gehe bei anderen Themenbereichen oft auch mit dem Tausch und Verkauf der gesammelten Dinge einher. "Ich verkaufe nichts und treibe auch keinen Handel", betont Odendahl.