Sommerserie Ein schöner Tag am Elfrather See und am Egelsberg

Am Elfrather See und am Egelsberg in Krefeld erleben Besucher Natur und spektakulären Sport. Für alle, die es ruhiger mögen, gibt es Currywurst und Kuchen.

Von mehreren Aussichtspunkten haben Spaziergänger einen tollen Blick über das Naherholungsgebiet.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Hier soll es schön werden? Von der Autobahn 57 geht es auf dem Weg zum Elfrather See vorbei an einer Müllverbrennungsanlage und einem Großhandel für Lebensmittel. Doch kaum fünf Minuten später wird es richtig schön. Enten schnattern auf einem frisch gemähten Getreideacker. Dahinter ragen die Masten von Segelschiffen in die Höhe – beinahe so wie in den kleinen Häfen, die zu jedem Hollandurlaub gehören.

Nur, dass dieses Idyll nicht an der Küste sondern gleich am nördlichen Stadtrand Krefelds liegt. Am Samstagmorgen sind viele Jogger und Spaziergänger auf dem etwa sieben Kilometer langen Weg rund um die einstige Kiesgrube unterwegs. Auch Hundebesitzer kommen gerne. Für die Tiere gibt es eine große Freilauffläche. In die Quere kommt sich hier kaum jemand, so weitläufig ist die Runde. Park und See haben die Fläche von etwa 190 Fußballfeldern.

Über das Wasser weht ein leichter Wind, der Geruch von feuchter Erde liegt in der Luft. Welche Wohltat in einem abermals heißen Sommer. Wer hier entlang von Bäumen und Wiesen unterwegs ist, kann manches entdecken. Wie ein kleines Rondell mit Rosenbeeten und einem Dach aus Efeu. Tatsächlich hat die Gegend für viele Interessen etwas zu bieten.

Für Sportfans

Mit gleichmäßigen Paddelschlägen ziehen die Ruderer über das kühle Wasser des Elfrather Sees. Vom Ufer können ihnen Spaziergänger bei der Fahrt über die Regattastrecke zuschauen – am besten von einem der erhöhten Aussichtspunkte, die einen tollen Blick über die Fläche ermöglichen. Nebenan schieben die Segler ihre kleinen Boote über eine abschüssige Rampe in den See. Mehrere Sportvereine haben am Ufer ihren Sitz. Vor den Bootshäusern stehen die Schiffchen aufgereiht. Alexander Klein, Vorsitzender des Segel-Clubs-Crefeld (SCCR), blinzelt in die Sonne. „Hier am Wasser hat man direkt ein Urlaubsgefühl“, sagt er. Es ist ein tolles Bild, wenn die Sportler ihre Segel setzen.

Ruderer und Segler mehrerer Vereine haben am Elfrather See ihren Sitz.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Für Besucher sind besonders die Renntage spannend. Am Samstag, 24. August, startet ab 13 Uhr etwa die Clubmeisterschaft. Interessierte können bei Wettfahrten mitfiebern. „Viele in Deutschland wären froh, wenn sie einen See wie diesen hätten“, sagt Klein. Natürlich seien Wassersportler in Brandenburg oder an der Küste besser ausgestellt. Aber für rheinische Verhältnisse sind die Bedingungen bemerkenswert.

Alle, die nicht nur am Rand stehen möchten, können sich bei den Krefelder Seglern melden, um den Sport mal auszuprobieren. „Das ist unheimlich entspannend. Auf dem Wasser ist alles vergessen“, sagt Klein. Auch Erwachsene könnten mit dem Sport noch anfangen. Viele schreckt offenbar das Vorurteil ab, dass Segeln etwas für Reiche sei. „Dabei ist das nicht teurer als beispielsweise Tennis“, sagt Klein.

Surfer sowie Schlauchboot- und Kanukapitäne dürfen ebenfalls zu Wasser. Entsprechende Tagestickets sind am Zentralgebäude, Bruchweg 26/28, für 3,30 Euro zu lösen. Geeignetes Sportgerät muss jeder mitbringen.

Für Genießer

Zu jeder Runde auf oder neben dem Wasser gehört eine Belohnung. Die gibt es auf der Terrasse von Rita Oyalas Café am Elfrather See. Die Gäste blicken auf das Wasser. „Die Natur ist wunderschön. In der Sonne fühlt sich das manchmal ein bisschen wie Mallorca an“, sagt die 50-Jährige und lacht herzlich. Spaziergänger könnten bei jedem Wetter kommen, schließlich seien alle Wege gepflastert. In der Küche verziert Oyala gerade noch einen Kuchen mit Kirschen. Die meisten Gäste kommen wegen ihrer selbstgemachten Torten. Daher steht das Schild mit der Aufschrift „Kuchen macht nicht dick, er zieht uns die Falten glatt“ auf der Theke. Die Klassiker Schwarzwälder Kirsch und Frankfurter Kranz türmen sich in der Auslage. „Am beliebtesten ist aber Quark-Mandel“, sagt Oyala. So eine Torte habe sie noch nirgendwo anders gesehen. Gerne experimentiert sie an neuen Rezepten.

Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten hat Oyala die Versorgung am Elfrather See fest im Griff. Vor vier Jahren hat ihr Mann den Imbiss auf der anderen Seite des Sees übernommen. „Ich muss ja vor allem an den Wochenenden arbeiten“, sagt Oyala. „Da hat er sich was gesucht, wo wir zur gleichen Zeit ran müssen.“

Für Familien

Besagter Imbiss liegt gleich am Parkplatz am Ostufer des Elfrather Sees. Dort gibt es vor allem Unterhaltung für Familien. Tischtennisplatten reihen sich aneinander. Unter Obstbäumen erstreckt sich der Minigolf-Platz mit seinen bunt bemalten Hindernissen. Fußballern fallen die gelben Metalltore daneben auf. Oder besser gesagt: Fußballern mit Ausdauer und Technik. Schließlich müssen sie auf tiefem Sand spielen.

Elfrather See,Minigolfanlage, Niko, Nathalie , Kim und Marc Weinforth

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Pause machen sie bei Oyalas Mann, Dieter Pelzer. Für seine Gäste ist er „der Dieter“. „Bei mir ist Sie-freie-Zone“, sagt Pelzer. Der Mann im schwarzen T-Shirt trinkt Kaffee bei seinen Gästen. Dann geht es wieder in die Küche: die Manta-Platte ist gewünscht. „Currywurst-Pommes machen beruhigt mich, das ist mein Hobby. Fast wie Urlaub“, sagt Pelzer.

An den warmen Tagen ist am meisten los. Vor seinem Kiosk ist Platz auf der großen Liegewiese. Daneben gibt es am Wasser einen kleinen Sandstrand. Sonntagsmorgens können die Besucher hier den Modellbauern zuschauen. Sie lassen ihre Mini-Boote zu Wasser. Wer es in den Sommertagen nicht an den Elfrather See schaffe, könne im Übrigen auch im Winter etwas erleben, sagt Pelzer. Wenn Schnee liegt, wird der steile Abhang neben dem Laden zur Rodelbahn.

Für Abenteuerlustige

An den Wochenenden lohnt sich ein Abstecher weg vom Elfrather See in Richtung Westen. Radfahrer schaffen es in knapp 20 Minuten durchs Grüne hoch zum Egelsberg. Dort haben Hobbypiloten mit ihren kleinen Propellermaschinen und Segelfliegern eine Start- und Landebahn. Das ist bei ihnen keine asphaltierte Gerade sondern eine Wiese. Und noch einen Unterschied gibt es zum großen Airport. „Die Hürde zu uns ist gerade Mal einen Meter hoch“, sagt Frank Werthebach vom Aero Club Krefeld und deutet auf den kleinen Zaun um das Gelände. „Jeder Zuschauer ist uns willkommen.“ Im Flugplatzcafé am Mini-Tower sitzen die Schaulustigen wenige Meter von der Startbahn entfernt und sehen bestens, wie die Segelflieger rasant gen Himmel schnellen.

Die Propellermaschine Robin DR400 hebt ab. Auch Segelflieger starten auf der Piste.

Foto: ja/Mark Mocnik

Auf der anderen Seite schieben die Sportler einen der Flieger aus der Flughalle. Draußen stehen weitere. Gerne erzählen die Piloten den Besuchern von ihrer Leidenschaft. „Segelfliegen ist wie Schach zwischen den Wolken“, sagt Werthebach. Alle 20 Sekunden gelte es eine Entscheidung zu treffen, um wie gewünscht in der Luft zu bleiben. Das gehe auch mehrere Stunden. Er habe es mit dem Segelflieger mal bis Hannover und zurück geschafft, sagt Werthebach. Interessierte, die den Ausblick von oben erleben möchten, können die Piloten ansprechen. Immer wieder hat einer Zeit und Lust, einen Gast auf einen Rundflug einzuladen. Alleine der Start im Cockpit der kleinen Maschinen ist aufregender als auf Platz 25 E im Linienflug. Der Pilot zeigt jeden Handgriff. Bei einer kurzen Tour bietet sich ein toller Blick über Krefeld und den Rhein. Auf der einen Seite erstrecken sich die Felder des Niederrheins, auf der anderen der Duisburger Hafen und das Stahlwerk.

Manche Passagiere sind geblieben um selber den Flugschein zu machen. Darüber freuen sich natürlich auch die Aktiven.