Lebenserwartung in Krefeld Lebenserwartung ist in Linn und Traar am höchsten

Wo ist die Lebenserwartung in Krefeld am höchsten? Die ländlichen Gegenden schneiden gut ab, nur Gellep-Stratum fällt aus der Rolle.

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Krefeld. Im Revier sterben die Leute früher als in anderen deutschen Regionen. Am längsten leben die Menschen in Süddeutschland. Diese Pressemitteilungen haben die WZ veranlasst, bei den Krefeldern Statistikern nachzufragen, wie es in der Stadt um die Lebenserwartung bestellt ist.

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Demnach sollten die Menschen, wenn sie alt werden wollen, nach Traar, Linn und Inrath/Kliedbruch ziehen — könnte man meinen. In den genannten Stadtteilen liegt der Altersdurchschnitt bei 79,8, 79,4 und 79,2 Jahren. Die mit 70,7 niedrigsten Lebensjahre erreichen die Menschen seltsamerweise im ebenfalls ländlich geprägten Gellep-Stratum.

Im Stadtgebiet beträgt die Jahreszahl 73,1. Im Fünfjahresdurchschnitt von 2011 bis 2015 werden die Krefelder konstant 76,1 Jahre alt. Da gibt es kaum Veränderungen.

Die Idee, nun schnell in diese Ortsteile zu ziehen und Gellep-Stratum zu meiden, ist müßig. Die Lebenserwartung hängt von vielen Faktoren ab. „Trotz der ermittelten Zahlen ist die Stadtmitte nicht unbedingt ungesund und in Traar lebt es sich nicht wie in einem Sanatorium“, erklärt Gesundheitsdezernent Thomas Visser.

Dennoch ist das Umfeld prägend. „Eine grüne Umgebung mit Freiräumen und Frischluftzufuhr in einem gesunden Klima und einer proportionierten Bebauung in den Vororten ist angenehm fürs menschliche Auge und gut fürs Wohlbefinden“, sagt Visser. „Dagegen stehen ein verdichteter Mehrgeschoss-Wohnungsbau, eine höhere Feinstaubbelastung und eine um drei bis sechs Grad höhere Temperatur im innerstädtischen Bereich.“ Die Zahlen bestätigten diese Voraussetzungen, sagt der Dezernent weiter.

Seltsamerweise ist die Lebensdauer am Hülser Berg vom insgesamt höchsten Wert von 82 Jahren in 2011 auf 78 Jahre in 2015 gesunken. Was die - im Vergleich - niedrige Lebenserwartung in Gellep-Stratum betreffe, ließe sich trefflich spekulieren, findet der Gesundheitsdezernent.

„Man könnte an die Hafennähe mit seiner Industrie denken. Es könnten aber auch Menschen dorthin gezogen sein, die einfach den falschen Beruf hatten, beispielsweise im Bergbau oder im Stahlwerk gearbeitet haben. Sie könnten im späteren Lebensabschnitt in einen ländlichen und für sie bezahlbaren Raum gezogen sein.“

Hier sei also die Vorprägung wichtig für die Lebenserwartung. „Die Düsseldorfer Straße ist geradezu eine Trennungslinie zwischen der ländlich geprägten westlichen Seite und der industriellen östlichen.“

Ein Grund für eine lange Lebensdauer sei auch die gesunde - oder umgekehrt: ungesunde - Lebensweise. „Die körperliche Gesundheit hat Auswirkungen auf die Psyche und das allgemeine Wohlbefinden. Oder: Lebenserwartung hängt, unabhängig vom Wohnort, vor allem von persönlichen Ressourcen ab. Mittlerweile gibt es dennoch Voraussetzungen im Baugesetzbuch, die für eine gute Umgebung sorgen.

In den Bebauungsplänen werden Vorgaben gemacht, die ein vernünftiges Lebensumfeld unter Berücksichtigung der Gesundheitsaspekte garantieren.

Visser: „So soll in den Innenstädten nicht jede Grünfläche als Bauerwartungsland mit großer Bebauungsdichte und Geschosswohnungsbau dienen, sondern den Menschen erhalten bleiben. Das dient ihrer Gesundheit.“ Dies gelte auch, wenn jetzt dringend Wohnraum - unter andrem für Flüchtlinge - gesucht werde. „Die gesunden Lebensbedingungen müssen vorrangig behandelt werden, vor anderen Belangen.“