Konverter Stromtrasse — Verlauf durch Stadtteil West ist noch strittig
Netzbetreiber Amprion will ein 300 Kilometer langes Erdkabel von der Nordsee bis nach Meerbusch-Osterath oder Kaarst legen.
West. In einem ersten Dialog mit Politikern, Gemeindevertretern und Landwirten hat der Netzbetreiber Amprion am Montag über das geplante Erdkabelprojekt zwischen den Netzverknüpfungspunkten Emden Ost an der Nordsee und Meerbusch-Osterath informiert. Falls der Konverter am Wunschstandort Kaarst errichtet wird, wird bis zum Umspannwerk Osterath eine Stichleitung gebaut. Die Stromtrasse mit Namen A-Nord ist die Folge der Energiepolitik der Bundesregierung und des Ausstiegs aus der Atomkraft. Alternativ soll der Strom aus den Windparks an der Nordsee weitestgehend über Erdkabel bis nach NRW transportiert werden. Ab dort soll er per Freileitung bis nach Philippsburg im Landkreis Karlsruhe weitergeleitet werden, wo 2022 das Atomkraftwerk vom Netz geht.
„Inwieweit Krefeld von der Leitung betroffen ist, steht derzeit noch nicht fest“, sagte Projekt- und Amprion-Sprecher Jonas Knoop am Montag anlässlich der Präsentation im Stadtwaldhaus. Noch gebe es einen 30 bis 40 Kilometer breiten Korridor, in dem sich die Trasse bewegen soll. Gesucht werde der Weg, der Mensch und Natur am wenigsten belastet. Ausgeschlossen seien stark bewohnte Flächen und Naturschutzgebiete. Auch Flüsse und Autobahnen will man möglichst wenig queren und wenn — per Tunnel. Für den Rhein suche man noch die geeignete Stelle, eventuell eine, die bereits als Querung für andere Leitungen genutzt wird. Auch davon hänge ab, ob die Erdleitung Krefeld am westlichen Rand tangiere oder komplett außen herum laufe. Spekulieren über mögliche Trassenführungen wollte Knoop nicht. Sie müsse allerdings möglichst geradlinig verlaufen, weil die Leitungen schwer und wenig flexibel sind. Fest stehe lediglich, dass holländisches Gebiet nicht in Frage kommt. Auch die Bundesnetzagentur habe ein entscheidendes Wort bei der Wahl der Trasse mitzusprechen.
Nichts zu tun hat das Projekt mit der geplanten und umstrittenen Hochspannungsleitung im Stadtbereich Tackheide. Dort ragen Masten ohne Leitungen in die Höhe. Der von Amprion bevorzugte Bau einer Freileitung zwischen Wesel und Osterath wurde per Gerichtsbeschluss durch eine Klage der Stadt Krefeld gestoppt. Die Umweltverträglichskeitsstudie war nicht vollständig. Die Entscheidung steht noch immer aus.
Berücksichtigen möchte Amprion bei der Trasse Nord-A die Anmerkungen und Wünsche der Gemeinden und der Landwirte, da gerade diese von der Erdleitung betroffen sind. Mit ihnen sollen Nutzungsverträge geschlossen werden. Für die 35 Meter breiten Baubedarfsflächen für die Erdkabel und die Ausfallzeit für die landwirtschaftlich genutzten Flächen und deren Erholung bis zum nächsten Anbau werden Entschädigungen gezahlt.
Der Netzbetreiber erwartet sonst allerdings keine ernsten Widerstände wie beim Bau von Hochspannungsleitungen. Die Erwärmung des Bodens sei, so Knoop, zu vernachlässigen, die Kabel werden bodenschonend verlegt, das heißt, der Graben wird später mit dem Aushub wieder verfüllt. Im Boden verlegt werden parallel zwei Leitungsstränge mit jeweils drei Leerrohren, in die später die Erdkabel eingezogen werden.
„Wir wollen für die Menschen nachvollziehbar machen, was wir vorhaben und ihnen mögliche Ängste nehmen“, erläutert Knoop das Ziel der verschiedenen Dialogschritte (siehe Kasten). Niemand solle das Gefühl haben, es werden hinter den Kulissen Dinge beschlossen, die später nicht mehr beeinflussbar sind. Man habe gelernt, dass sich die Investition in eine ausführliche Information aller Beteiligten in jeder Hinsicht lohne und man später durch weniger Einsprüche Zeit spare. Deshalb sei gut ein Jahr für den Dialog vorgesehen.