Gigaliner Test von XXL-Lastern als Mogelpackung

Den von NRW genehmigten Test mit einer kleineren Variante von knapp 18 Meter Länge halten IHK und Spediteure in Krefeld für eine Alibiaktion.

Foto: dpa

Krefeld. Konträre Standpunkte im Streit um die Nutzung von Gigalinern: Während Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) in den 25,25 Meter langen Riesen-Lkw die Zukunft sieht, ist NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) nach wie vor dagegen und genehmigt jetzt gerade einmal den Feldversuch für die kleine Variante von 17,80 Metern. „Eine reine Feigenblattaktion“, sagt Verkehrsreferent Wolfgang Baumeister von der IHK Mittlerer Niederrhein.

Foto: abi

Er unterstellt der NRW-Regierung, den Test vor fünf Jahren mit der Langversion aus politischen Gründen in der Schublade unter Verschluss zu halten. Hätte der damalige Test zum Beispiel aus Sicherheitsaspekten keine Zulassung ermöglicht, hätte man das Ergebnis ja veröffentlichen können, argumentiert Baumeister. Sei dies jedoch nicht der Fall, liege die Vermutung nahe, dass das Ergebnis bewusst zurückgehalten wird. Fragwürdig sei auch die Begründung der NRW-Regierung, dass die Gigaliner den Verkehr von der Schiene auf die Straße ziehen würden. Selbst die Bahn sehe darin keine Konkurrenz, so der IHK-Verkehrsexperte.

Foto: IHK

Baumeister steht in ständigem Kontakt mit den Spediteuren am Niederrhein. Diese wollten keine Versuchskaninchen sein. Würden sie jetzt für den genehmigten Testversuch der 17,80-Meter-Lkw ihre Fahrzeuge umbauen und der Versuch scheitert, blieben sie auf ihren Kosten sitzen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass unter diesen Umständen jemand mitmacht, weil es sich baulich und wirtschaftlich nicht lohnt“, sagt er. Die Spediteure könnten auch jetzt schon nach EU-Recht Werkstücke laden, die bei entsprechender Kennzeichnung bis zu 1,50 Meter aus dem Fahrzeug herausragen dürfen.

„Gigaliner, speziell in der Langversion, haben beim Transport von viel Volumen über lange Strecken eindeutige Vorteile“, bestätigt Lothar Krenge die Aussage Baumeisters. Immerhin steigt das Ladevolumen von 80 bis 90 auf bis zu 150 Kubikmeter. Der geschäftsführende Gesellschafter der B+K Group, zu der auch die Spedition Bönders gehört, hält den Einsatz von Gigalinern unter diesen Voraussetzungen wirtschaftlich und umwelttechnisch für sinnvoll. „Man hat zwar höhere Anschaffungskosten, kann aber bis zu 20 Prozent Fahrten sowie Sprit und Personal sparen“, zählt er auf. Außerdem entlasten weniger Touren die beanspruchten Straßen und Brücken, erzeugen weniger Feinstaub und Reifenabrieb.

Dass die Speditionen daran gut verdienen würden, bestreitet Krenge. Eher würden die Auftraggeber profitieren, die dann günstigere Preise erwarten. Ein Vorteil könnte aber die bessere Wettbewerbsfähigkeit sein. Für Bönders selbst komme der Einsatz von Gigalinern aber nicht in Frage, weil das Unternehmen auf regionale Transporte spezialisiert ist.

Auch Baumeister sieht für die regionalen Speditionen keinen großen Bedarf an den XXL-Fahrzeugen. Beim Testlauf vor fünf Jahren habe sich gerade einmal ein Spediteur dafür interessiert. In ein enges Gewerbegebiet passe ein Gigaliner ohnehin nicht, die Abfahrt Berliner Straße an der A57 sei schon ungeeignet. Infrage kämen idealerweise Anbindungen wie an den Logistikpark Fichtenhain.