Projekt Theater: Die Bühne als Sprungbrett für den neuen Job
Ein Theaterpädagoge erarbeitet mit Teilnehmern im Projekt Kompetenzen fürs Berufsleben.
Krefeld. Andrea Röber ist 41 Jahre alt und war in der Gastronomie tätig. „Der Beruf war für mich als Alleinerziehende mit zwei Kindern zeitlich nicht machbar“, sagt sie. „Jetzt ist wieder eine neue, passende Tätigkeit in Sicht. Ich werde mit Kindern arbeiten und dafür noch den Personen-Beförderungsschein ablegen.“
Die gute Perspektive hat sie sich in „Job Act Family“ erarbeitet — ein Projekt, das seit Mai von der Projektfabrik in Krefeld durch geführt wird. Finanziert wird es durch das Jobcenter Krefeld und in Kooperation mit der Europäischen Bildungsakademie (Eubia).
Neben Röber blicken 13 Erziehende oder Alleinerziehende mit Zuversicht in die berufliche Zukunft. Bei „Job Act Family“ werden in zehn Monaten unter der Leitung von Theaterpädagoge Predrag Kalaba Kompetenzen für das Berufsleben in Theaterprojekten erarbeitet und gleichzeitig individuelles Bewerbungsmanagement gelehrt. Kalaba erklärt: „Für die Bühne brauchen wir zuverlässige Teamarbeit, Sprache, Körpersprache, Stimmen und Geduld samt Ausdauer, bis das Stück steht. ,Bin ich stark oder knicke ich ab?‘, ist die Frage.“ Übersetzt: „Kann ich den Job langfristig ausfüllen? Kann ich meine eigenen Grenzen erkennen und darüber gehen?“
Die Teilnehmer haben erkannt, um was es geht. Röber: „Zuerst habe ich gedacht: Was mache ich hier? Was bringt mich weiter? Nun weiß ich, ich habe Selbstbewusstsein erlangt und gesehen, andere Menschen haben die gleichen Probleme.“ Das sieht auch Dominic van Treek so. „Ich bin Zierpflanzengärtner und arbeitete im Lager. Nun möchte ich Fachlagerist werden.“ Auch er sei zuerst skeptisch gewesen, berichtet der 28-Jährige. „Aber es ist ganz anders als gedacht. Ich bin selbstbewusster, hier sitzen alle in einem Boot.“
Claudia Brüker, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt im Jobcenter, hat die Personen aus ihrem Kundenkreis zum Projekt eingeladen. Die Teilnahme ist freiwillig. Im Jobcenter gibt es eine besondere Betreuung im Projekt „Starke Alleinerziehende“. Brüker findet, dass diese Eltern viel Potenzial besitzen und fleißig sind. „Sie wissen, dass man seinen Kopf selber einschalten muss, um herauszufinden, was man im Leben will. Der Weg ist geebnet.“
Das betont auch Birgit Axler-Cohnitz für das Projekt: „Wir haben 52 Prozent Vermittlungsquote deutschlandweit. Unsere Teilnehmer müssen selber wollen und ihre Stärken herausfinden.“ Die Gruppe arbeitet seit Mai zusammen. Sie hat sich mit der Literatur-Strömung des „Sturm und Drang“ beschäftigt und will nun „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco erarbeiten. „Dazu haben sie einen eigenen kleinen Theaterbetrieb gegründet. Von der Werbung bis zur Aufführung machen sie alles selbst“, berichtet Axler-Cohnitz. Teilnehmer Max Ehlers hat den Werbeflyer gestaltet. Das Faltblatt kommt als Arbeitsprobe in seine Bewerbungsmappe zum gestaltungstechnischen Assistenten.
Michael Gürtler ist Koch, ein Beruf, der als alleinerziehender Vater nicht zu stemmen ist. „Ich möchte Hundetrainer werden“, erklärt der 39-Jährige.
Über das Projekt sagt Gürtler: „Hier sind alle gepflegt, haben etwas im Kopf, der Zusammenhalt ist ganz anders. Ich habe bereits bei fünf Maßnahmen mitgemacht. Gelernt habe ich da nie etwas.“