Gesundheit Krefelder Zahnärzte fordern Hilfe in Corona-Krise

Jörg Maubach und andere müssen Mundschutz und Schutzbrillen rationieren.

Die Schutzausrüstung von Jörg Maubach wird knapp.

Foto: Ja/Andreas Bischof

Kürzlich nahm der Zahnarzt Jörg Maubach ein Paket in Empfang. Der Inhalt: Zwei Mundschutz-Masken, unverpackt im Karton. Der Absender: Die Kassenzahnärztliche Vereinigung. So erzählt es der Krefelder. Eigentlich eine nette Geste, deckt aber nicht den Bedarf. „Es ist eine unschöne Lage. Jeder kocht so sein Süppchen“, sagt Maubach: „Es ist noch vieles konzeptlos.“

Als Zahnarzt steht er mit seinen Mitarbeitern da, wo es ein großes Infektionsrisiko gibt. Er arbeitet in den Mündern der Patienten. Doch Maubach habe nicht mehr genügend Schutzausrüstung. Gerade Mundschutz und Schutzbrillen seien notwendig. „Das Material ist derzeit nicht verfügbar. Ich habe nur noch einen Vorrat.“ Das Ergebnis: Der Zahnarzt sieht sich dazu gezwungen, in seiner Praxis an der Wielandstraße nur noch Notfallbehandlungen durchzuführen. Eine verlorene Füllung? Solche Patienten müssten derzeit eher warten. Zahnersatz ist dagegen mit einer hohen Priorität versehen. „Ein strukturierter Umgang mit dem Problem in den Praxen ist noch nicht zu erkennen“, sagt Maubach, der in seiner Praxis sieben Mitarbeiter beschäftigt. Auf ihrer Homepage weist die Kassenzahnärztliche Vereinigung Nordrhein darauf hin, dass sie weder Schutzmaterialien auf Lager hat noch diese beschaffen kann. Die Zahnärzte sollten sich daher direkt beim Gesundheitsamt melden.

Am 1. April hat Jörg Maubach Notdienst in Krefeld. Doch wie will er in diesem Fall dann seine Mitarbeiter vor einer Infektion bewahren, wenn Material Mangelware ist? „Je mehr Patienten behandelt werden, umso größer ist das Risiko.“ Auch kämen schon weniger Patienten in seine Praxis. „Krankenhäuser sollen für Umsatzausfall entschädigt werden. Für Praxen aber gibt es noch gar nichts. Es gibt nur die Möglichkeit, irgendwie Kredite aufzunehmen.“ Maubach wünscht sich vertrauenswürdige Maßnahmen der Politik: Laufende Kosten müssten gedeckt sein. Wo kann man Bedarf anmelden?

Im Schreiben der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Nordrhein heißt es: „Praxisinhaber tragen grundsätzlich das unternehmerische Risiko. Im Falle von Lieferengpässen, wie von Schutzkleidung, ist ein Antrag auf Kurzarbeit der Agentur für Arbeit zu prüfen.“ Bei einer nicht vermeidbaren vorübergehenden Schließung der Praxis sei zu prüfen, ob eine bestehende Praxisausfallversicherung für die Unterbrechung aufkommt. Maubach schlägt vor, für Schmerzbehandlungen nur noch fünf Praxen in Krefeld zu öffnen und diese maximal auszustatten.

Daniel Lohmann, Vorsitzender des Zahnarzt-Kreises, hofft ebenfalls auf Hilfe aus der Politik: „Einige Praxen haben Nachschubprobleme im Bereich der Hygieneartikel, ansonsten findet noch routiniert Behandlung statt. Bei temporär notwendigen Praxisschließungen hoffen wir, dass die Politik weitere Angebote macht, wie zum Beispiel Kurzarbeiter-Geld und Ähnliches, damit wir unsere Beschäftigen behalten können. Es sollten daher aus der Politik kreative Ideen für die Überbrückungszeit kommen.“