Helios-Klinikum Wenn der Teddy operiert wird

Hunderte Kinder bringen bei einer Aktion ihre Kuscheltiere ins Helios-Krankenhaus. Ärzte zeigen ihnen, wie eine Behandlung aussieht.

Krefeld. Zahlreiche Brüche an den Beinen, Blinddarmentzündungen, aber auch ungewöhnliche Beschwerden wie eine Netzhautablösung oder Schlafprobleme haben die kuscheligen Patienten im „Teddy-Krankenhaus“. Rund 650 Kinder kommen am Dienstag und Mittwoch mit ihren geliebten Stofftieren zum Helios-Klinikum, um sie dort möglichst wirklichkeitsnah von (angehenden) Medizinern behandeln zu lassen. Klinik, AOK und Deutsches Rotes Kreuz haben dafür auf dem Gelände Zelte mit verschiedenen Stationen aufgestellt.

Helios-Klinikum: Wenn der Teddy operiert wird
Foto: Andreas Bischof

Ziel ist es, den Kindern im Vorfeld Ängste zu nehmen, wenn sie selbst einmal Patient werden. „Sie sollen die Abläufe kennen und wissen, man kümmert sich“, erklärt AOK-Mitarbeiterin Doris Bolster. Sie hilft nicht nur, das Projekt zu organisieren, sondern sitzt auch in der Anmeldung im ersten Zelt.

Die kleine Roja erzählt ihr dort, was ihrem Einhorn fehlt. Es hat sich beim Spielen ein Bein gebrochen und leidet an Bauchschmerzen. Bolster stellt dem Mädchen viele Fragen, zum Beispiel, welches Essen das Einhorn gut verträgt, und schreibt alles in eine Krankenakte. Mit dieser geht Roja ins Wartezimmer, wo sie Bilder ausmalen kann, bis ein Arzt Zeit für die ersten Untersuchungen hat.

Sofia und Gisem sind schon weiter. Ihr Hund und ihre Minimaus brauchen eine Operation. Chefärztin Dr. Karin Lawrenz und Medizinstudent Benedikt Marzinkowski, ausgestattet mit einem grünen Anzug mit Mundschutz und Gummihandschuhen, kümmern sich um die Mädchen. Die beiden gehen alle Schritte durch, von der Narkosespritze bis zum Vernähen der Wunde mit Nadel und Faden.

Behutsam und mit Spaß an ihrer Rolle erklären sie den Kindern, was sie tun. Ein kleines Beatmungsgerät steht bereit, ebenso wie eine piepsende Maschine, die den Herzschlag verdeutlicht. Wer mag, darf Lawrenz und Marzinkoswki helfen und ein Gerät bedienen, die Infusionsnadel aus dem Stoff ziehen oder ein Pflaster auf eine Wunde kleben.

Auch ein gebastelter Röntgenapparat steht bereit, die Kinder sehen dort vorab gemachte Bilder von geröntgten Armen und Beinen — Anatomie zum Anfassen. Medizinstudentin Annika Flintrop gipst die Tiere später ein. „Das ist gar nicht so einfach, die Patienten sind ja sehr klein“, erzählt sie lachend. Sofia und Gisem sind letztlich froh, dass ihre Stofftiere die Behandlung überstanden haben.

Beeindruckt und noch etwas sprachlos laufen sie weiter ins Apotheken-Zelt. Dort gibt es „Medikamente“ in Form von Süßigkeiten-Tüten. Lollis und Bonbons symbolisieren Schmerztabletten oder Mittel gegen Fieber. Mit Tüte und Krankenakte geht es zurück in die Kita oder nach Hause. „Das war wieder super“, sagt eine Erzieherin vom Kindergarten Dieselstraße begeistert. Sie ist mit ihren Gruppen schon seit einigen Jahren dabei. Die Aktion richtet sich vor allem an Einrichtungen für Vier- bis Sechsjährige, aber auch Eltern und Großeltern können mit ihren Kindern vorbeikommen.Die Wirkung zeigt sich später.

„Ein Kind kam einmal als Patient in die Klinik und meinte, Angst hab ich keine, ich war doch schon im Teddykrankenhaus“, sagt Bolster. „Genau so soll es sein.“